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Arbeitnehmer im Siemens-Aufsichtsrat sehen Handy-Verkauf mit Sorge

07.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Arbeitnehmervertreter im Siemens-Aufsichtsrat beobachten den Verkauf der Handy-Sparte an den taiwanischen BenQ-Konzern mit Sorge. "Ich sehe das sehr kritisch", sagte der IG-Metall-Vizepräsident und Siemens-Aufsichtsrat Berthold Huber am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. "Siemens katapultiert sich aus dem Handy-Markt heraus." Noch im vergangenen Jahr habe der Konzern betont, wie wichtig es sei, in dem Wachstumsmarkt als Komplettanbieter vertreten zu sein, erklärte Huber. Nun gebe es einen radikalen Wechsel in der Geschäftspolitik. Die Arbeitnehmer stünden vor einer ungewissen Zukunft. Die Siemens-Handy-Sparte beschäftigt gut 6000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon in Deutschland.

Zwar steige BenQ als Übernehmer in alle vertraglichen Pflichten ein, sagte Huber. Der Fortbestand des Werks in Kamp-Lintfort sei damit vorerst gesichert. Wie es danach weiter gehe, müsse aber abgewartet werden. "Ich hätte es lieber gesehen, wenn die Handysparte bei Siemens geblieben wäre." Die IG Metall wolle versuchen, in den Detailverhandlungen weitere Garantien für die Arbeitnehmer durchzusetzen. "Es ist ja noch etwas Zeit", erklärte der Siemens-Aufsichtsrat.

Huber sieht aber in dem Geschäft auch Chancen. BenQ sei ein aufstrebender Anbieter, der Bedarf an Produktionskapazitäten habe. "Das spricht für die Standorte in Europa." Zudem sei zu hoffen, dass BenQ mit dem Endkonsumentengeschäft besser zurecht komme als Siemens. "Es bestand ja Handlungsbedarf." Die Siemens-Handy-Sparte hatte allein in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2004/05 (30. September) einen Verlust von 280 Millionen Euro gemacht. (dpa/mb)