Arbeitgeber verlangen Branchenwissen

23.04.2004
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.

Das Automobilzulieferungsunternehmen Brose, das weltweit 7500 Mitarbeiter beschäftigt, 4500 davon in Deutschland, zählt derzeit insgesamt 162 IT-Spezialisten, wovon nur 31 im Ausland arbeiten. "Insgesamt suchen wir in diesem Jahr zehn bis 15 IT-Mitarbeiter für den Standort Deutschland. Für die gängigen IT-Berufe gibt es genug Bewerbungen, aber bei besonderem Anwendungswissen sieht es anders aus", schildert Pohl. Defizite wiesen die Bewerber vor allem bei den SAP-Modulen BW und PLM auf, weil diese sehr speziell und neu seien.

Der Automobilzulieferer Brose legt Wert auf Anwendungs-Know-how, vor allem bei speziellen SAP-Modulen. (Foto: Brose)
Der Automobilzulieferer Brose legt Wert auf Anwendungs-Know-how, vor allem bei speziellen SAP-Modulen. (Foto: Brose)

Und immer wieder Soft Skills

Generell verlangt Brose von seinen IT-Mitarbeitern neben der Branchenerfahrung in der Automobil- und Zuliefererindustrie auch Projekt- und Berufserfahrung, Englischkenntnisse, Flexibilität und Teamfähigkeit. Um seine Angestellten in Hard und Soft Skills sowie für den zunehmend globalisierten Markt fit zu machen, bietet Brose entsprechende interne Trainings nach Bedarf an. Ferner haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, an einem besonderen Spezialisten- und Führungskräfteentwicklungsprogramm sowie an internationalen Einsätzen teilzunehmen.

Auch die Jungheinrich AG aus Hamburg, Experte in Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik, sucht in diesem Jahr vor allem SAP-Spezialisten. Diese sollen mit der SAP-Anwendungsentwicklung und den Basissystemen vertraut sein. Zudem stehen Profis in Sachen neue Medien auf dem Kandidatenwunschzettel.

Offshoring noch am Anfang

Wie in anderen Industriezweigen auch versuchen Maschinenbauunternehmen, ihre IT-Kosten durch Outsourcing zu senken, und lagern zunehmend Aufgaben wie beispielsweise den Betrieb ihres Rechenzentrums aus. Die IT-Fremdbezugsquote schätzt Karl Gosejacob, Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Software, auf 20 bis 30 Prozent. Seit neuestem denkt die Branche zudem über Offshoring nach, bei dem etwa Programmierungsaufgaben an Firmen in Billiglohnländern abgegeben werden.

Erst Ende März gründete der VDMA speziell zu diesem Thema eine Arbeitsgruppe. Gosejacob erklärt: "Seit zirka sechs Monaten stellen die Unternehmen Überlegungen zu Offshoring an. Allerdings steht die Branche hier noch ganz am Anfang." Die Bedeutung der EU-Osterweiterung lasse sich in diesem Zusammenhang noch nicht einschätzen. Allerdings hält Gosejacob die Bedrohung für heimische IT-Jobs in der Maschinenbaubranche für "nicht signifikant". Viel eher seien diese Arbeitsplätze durch konjunkturelle Schwankungen gefährdet.