Klassisches DV-Know-how verliert an Bedeutung

Arbeitgeber erkennen die Bedeutung des Internet

24.09.1999
MÜNCHEN (hk) - 60 Prozent aller IT-Jobs werden von Beratungs- und Softwarehäusern ausgeschrieben, ergab die diesjährige CDI-Auswertung. Wie stark sich die IT-Welt in den letzten Monaten verändert hat, zeigt eine weitere Zahl: Bereits bei einem Drittel der IT-Offerten verlangen die Arbeitgeber Internet-Know-how.

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die IT-Welt, zumindest was die Anforderungen an Berwerber betrifft, komplett verändert. Als Ende der 80er Jahre der Münchner IT-Schulungsanbieter CDI mit der Auswertung von IT-Stellen begann, verlangten die Arbeitgeber Kenntnisse in den Programmiersprachen Cobol, Assembler, PL/1 und Fortran, bei den Betriebssystemen rangierten die IBM-Systeme VMS, VSE, VM sowie Siemens BS 2000 vorne.

Für kurze Zeit hat dieses Wissen in den letzten Monaten im Zuge der Jahr-2000-Umstellung wieder eine wichtige Rolle gespielt. In den Stellenanzeigen hat dies aber, wie aus der CDI-Untersuchung ersichtlich ist, kaum Niederschlag gefunden. Lediglich drei Prozent der Offerten wandten sich an Großrechnerexperten.

Insgesamt 24818 IT-Stellen aus 30 Tageszeitungen und der COMPUTERWOCHE des ersten Quartals dieses Jahres werteten die Münchner aus. Das Ergebnis spricht eine klare Sprache, wenn es um die IT-Fachkenntnisse der Profis geht.

So sind fundierte Kenntnisse der marktführenden Betriebssysteme das A und O am IT-Stellenmarkt. In 51 Prozent der Anzeigen wird Betriebssystem-Wissen verlangt. Eindeutig vom Rest abgesetzt haben sich dabei Windows NT und Unix, inklusive Linux. Betrachtet man die 51 Prozent wieder als Ganzes, so entfallen davon auf das Microsoft-System 38 Prozent und auf Linux 28 Prozent. Alle Großrechnersysteme zusammen werden in neun Prozent der Anzeigen genannt. Das Schlußlicht bilden IBMs PC-Betriebssystem OS/2 mit zwei Prozent und Apples Macintosh mit einem Prozent.

Auch im Server-Markt behaupten Windows NT (51 Prozent) und Unix (38 Prozent) unangefochten ihre Spitzenstellung vor Novell Netware (elf Prozent). Produkte anderer Hersteller wurden laut CDI nicht genannt.

Ähnlich wichtig wie der professionelle Umgang mit Betriebssystemen ist der mit Programmiersprachen. In 47 Prozent der Anzeigen verlangen die Firmen dieses Wissen. Dabei dominieren wie schon seit Jahren C++ (21 Prozent) und C (14 Prozent). Java (zwölf Prozent) wird immer beliebter.

Kenntnisse der Datenbankabfragesprache SQL (neun Prozent) sind für die Entwicklung plattformunabhängiger Frontends erforderlich, und durch die Schnittstellen zu den Microsoft-Back-Office-Produkten wird auch Visual Basic (acht Prozent) immer stärker nachgefragt. Cobol, das jahrelang die Nummer eins war, fristet heute eher ein Nischendasein (sechs Prozent). Wer diese Kenntnisse einmal erworben hat, sollte diese trotzdem nicht vernachläßigen, denn Migrationsspezialisten werden immer begehrt sein, also Fachleute, die die alte IT in die neue technische Welt führen können.

Fertigkeiten im Umgang mit Datenbanken wurden in knapp einem Drittel aller IT-Stellenanzeigen nachgefragt. Wenn es um das konkrete Produktwissen ging, entfielen immerhin 39 Prozent auf den Hersteller Oracle. Wohl durch die Jahr-2000-Umstellung erlebt IBMs DB2 eine kleine Renaissance (15 Prozent), während für die Entwicklung kleinerer Datenbankanwendungen Microsofts Acces (14 Prozent) ein beliebtes Werkzeug ist.

Zunehmend gesucht, nämlich in 28 Prozent der Anzeigen, ist Internet- beziehungsweise Intranet-Know-how, wobei CDI auf eine detaillierte Abfrage verzichtet hat. Oft sind hier die Anzeigen relativ unpräzise formuliert.

Mit IT-Wissen allein ist kein Staat zu machen. So werden in einem Drittel der Job-Annoncen betriebswirtschaftliches Können und jeweils in einem Viertel Englisch und Projekterfahrung erwartet.

Der Markt wird in erster Linie von Stellenangeboten für Software-Entwickler und Programmierer (30 Prozent) sowie System- und Netzwerkfachleute (20 Prozent) dominiert (siehe CW 36/99, Seite 6). Den größten Bedarf hat die IT-Branche selbst. 60 Prozent der angebotenen Stellen kommen von Unternehmen aus diesem Umfeld. Auf die Industrie entfallen elf Prozent und auf Banken und Versicherungen fünf Prozent.

Um sich ein objektiveres Bild vom Stellenmarkt zu verschaffen, wertet CDI seit 1997 auch Europas größte Online-Jobbörse Jobs & Adverts aus. Die Firmen sind mit der Resonanz auf ihre Printanzeigen nicht immer zufrieden und nutzen deshalb zusätzliche Möglichkeiten der Mitarbeiterrekrutierung, in erster Linie das Internet und Jobmessen für Berufseinsteiger.

In diesem Jahr stand in Jobs & Adverts ein Pool von 9796 Inseraten zur Verfügung. Dies entspricht einer Steigerung von 33 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 1998. CDI hat nach dem Zufallsprinzip 1154 Offerten in die Stichprobe aufgenommen. Davon entfielen etwas mehr als die Hälfte auf IT-Jobs, fast 40 Prozent auf kaufmännische Tätigkeiten, 2,3 Prozent auf Multimedia- und zwei Prozent auf SAP-Angebote.

Von den 660 IT-Jobs waren 129 Stellen für Netzwerk- und Systemspezialisten und 126 für Software-Entwickler und Programmierer. Bisher scheuen sich die Arbeitgeber, ihre Spitzenpositionen via Internet auszuschreiben, sondern setzen bei diesen Funktionen auf gedruckte Anzeigen und Headhunter. Denn am unteren Ende der Rangliste von gesuchten Mitarbeitern stehen Abteilungs- und Bereichsleiter (28).

CDI hat auch die eigene Jobbörse (www.jobs.cdi.de) ausgewertet. In dieser sind rund 2000 Teilnehmer- und Absolventenprofile hinterlegt. Unternehmen können kostenlos auf diese Datenbank zugreifen.

Auf Grundlage von 967 Arbeitgeberwünschen hat der Münchner Bildungsanbieter ermittelt, welche Produktkenntnisse und Fertigkeiten sich die Firmen von Absolventen am ehesten wünschen. Hier dominiert eindeutig Microsoft-Know-how. 482mal nannten die Firmen NT-Wissen, 290mal NT-Server-Kenntnisse. Online-Können verlangten dagegen 320 Arbeitgeber.