IT-Jobs

Arbeiten im Mittelstand als Alternative

06.09.2012
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Machen wir uns nichts vor - BUW kämpft gleich mit einem dreifachen Wettbewerbsnachteil: mittelständisches Anwenderunternehmen der Call-Center-Branche am Standort Osnabrück. Wer sich den Job aussuchen kann, gibt aller Wahrscheinlichkeit nach einem alternativen Angebot den Vorzug.

München hat als IT-Standort einen guten Ruf, sagt Headhunter Jörg Breiski.
München hat als IT-Standort einen guten Ruf, sagt Headhunter Jörg Breiski.
Foto: Breiski

Headhunter Breiski gelang es, zwei SAP-Berater von einem Dienstleister zu einem Münchner Mittelständler zu lotsen. "IT-Experten dieses Kalibers", sagt er, träfen ihre Entscheidung danach, wie stabil ein Unternehmen sei und ob sich der Tätigkeitsbereich durch Kontinuität auszeichne. "Sie erwarten eine geregelte Arbeitszeit, große Handlungsspielräume und dass sie sich im personellen Umfeld auch wohl fühlen." Letztlich zog der Name der Isarmetropole - ohne Zweifel eine IT-Hochburg mit internationalem Charakter. Jemanden nach Schweinfurt oder Osnabrück zu locken, das solle sich niemand einbilden, werde in diesen Kreisen kaum gelingen.

Umschüler und Quereinsteiger sind willkommen

IT-Leiter Frank Neuenberg, BUW: "Für uns sind ältere Profis wichtig."
IT-Leiter Frank Neuenberg, BUW: "Für uns sind ältere Profis wichtig."
Foto: BUW

Daraus macht BUW-IT-Leiter Frank Neuenberg auch keinen Hehl. Gewiss sei die Firma aus Sicht der umworbenen IT-Kräfte nicht der "Nabel der Welt". Umgekehrt bräuchte sich die Firma nicht gegenüber der Konkurrenz zu verstecken. Statt sich im stillen Kämmerlein zu verschanzen, seien IT-Kräfte "Teil der Wertschöpfung". Sie träten als Berater des Kunden auf, und in den Projekten sei ihre Expertise gefragt. Anders in Konzernen: "Man legt den IT-Mitarbeitern Anweisungen auf den Tisch und erwartet, dass der Auftrag in zwei Wochen abgearbeitet wird, ohne dass es dazu Feedback gibt", spricht der IT-Leiter Klartext.

Natürlich weiß auch Neuenberg, dass er die Hierarchie im IT-Arbeitsmarkt nicht auf den Kopf stellen kann. Als mittelständisches Anwenderunternehmen befindet sich BUW so ziemlich am Ende der Rekrutierungskette. Doch der IT-Leiter gibt sich nicht geschlagen und spricht gezielt Umschüler, Quereinsteiger und Behinderte an. "Ganz wichtig sind für uns ältere IT-Profis", sagt er. "Einige unserer Oracle- und Delphi-Entwickler sind schon 55 Jahre alt."