Arbeiten im Ausland: Jung, bissig, motiviert

13.05.2002
Von in Ingrid

Wer mit Hilfe der Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) den Sprung ins Ausland wagen möchte, dem eröffnen sich vielfältige Gelegenheiten. Allerdings sollten die Bewerber hier Berufserfahrung und vor allem viel Eigeninitiative mitbringen, denn die Teilnehmer müssen ihre künftigen Praktika- und Arbeitsstellen selbständig suchen. "Die Identifikation ist größer, wenn sich die Interessenten den Platz selbst erkämpft haben", erklärt Edda von Homeyer, Pressesprecherin der Carl Duisberg Gesellschaft in Köln. "Außerdem erhöht es die Toleranzschwelle; wir haben kaum Abbrecher bei unseren Programmen."

Den Teilnehmern wird auf diese Weise auch von Anfang an klar, dass sie selbst aktiv werden müssen. "Wir wollen keine Anspruchshaltung fördern", so die Maxime. Und der Erfolg gibt dem Konzept Eigeninitiative Recht, denn die Interessenten lernen von Anfang an, dass sie sich engagieren müssen. Allein 2001 nahmen an den unterschiedlichen Entsendungsprogrammen 7000 Deutsche teil. Dabei sammelten die meisten, nämlich 5350, in Europa Auslandserfahrung, darunter 680 Teilnehmer, die sich für Osteuropa interessierten. Nach wie vor beliebt bei den Teilnehmern sind die USA-Programme mit 875 Entsandten, in den asiatisch-pazifischen Raum dagegen gingen nur 335, und Lateinamerika fanden nur 185 interessant.

"An fast jeder Stelle kann man etwas lernen", erklärt von Homeyer. Deshalb haben Ausreisewillige mit den Zielen Osteuropa oder Lateinamerika gute Chancen, von der CDG Fördermittel zu erhalten. Die Unterstützung reicht dabei von Vollstipendien über Sprachkurse und Reisekostenzuschuss bis zu Geldern für Unterkunft und Verpflegung, aber auch Programme für Selbstzahler finden sich im Angebot, bei denen die CDG bei der Arbeitserlaubnis oder dem Visa weiterhilft. Zwar stellen junge Erwachsene bis 30 oder 35 Jahre die größte Gruppe der Teilnehmer dar, doch inzwischen verwischt sich die Altersgrenze immer mehr. Die Maxime des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vom "Lebenslangen Lernen" widerspricht einer Altersbegrenzung. Für Informatiker und Ingenieure gebe es durchaus gute Chancen, in den Genuss einer Förderung zu kommen.

USA immer noch beliebt

"Grundsätzlich ist die Bereitschaft unserer Mitarbeiter sehr groß, ins Ausland zu gehen", so Uwe Heidsieck, Leiter Personalwesen bei Siemens in Erlangen und verantwortlich für die Entsendung von Mitarbeitern und die Betreuung ausländischer Mitarbeiter in Deutschland. Außerdem erhöhe ein Auslandsaufenthalt die Attraktivität der Angestellten (Employability). "Die Mitarbeiter beweisen, dass sie flexibel sind, gewinnen eine neue Perspektive und beurteilen Situationen anders. Außerdem bauen Führungskräfte auf diese Weise ein eigenes internationales Netzwerk auf."

Uwe Heidsieck, Siemens Erlangen Quelle: Siemens
Uwe Heidsieck, Siemens Erlangen Quelle: Siemens

Nach wie vor gehören die USA zu den beliebtesten Zielländer der Siemens-Mitarbeiter. Zurzeit arbeiten zirka 800 Mitarbeiter in unterschiedlichen Unternehmensbereichen jenseits des Atlantiks. Neben Europa zieht es aber auch viele Mitarbeiter nach Asien. Besonders China und Singapur sind beliebt. Insgesamt betreut das Team von Uwe Heidsieck momentan 2200 Mitarbeiter rund um den Globus. Die meisten Entsandten bleiben zwischen drei und vier Jahre, maximal sind fünf Jahre vorgesehen. Möchten Mitarbeiter länger bleiben, legt ihnen die Personalabteilung einen Wechsel nahe. Allerdings dann zu den Bedingungen des Ziellandes und ohne Rückkehrgarantie. Die PWC-Studie belegte ebenfalls die Vorliebe der deutschen Arbeitnehmer für die USA. Auf Platz zwei schafft es Spanien, und den dritten Rang belegt Australien.