So wie Software Hardware braucht, ist Bangalore als Hightech-Standort mittlerweile für die IT unverzichtbar geworden. Doch im Vergleich zum amerikanischen ist IT-Leistung im indischen Silicon Valley viel günstiger zu bekommen. Deshalb haben sich dort zahlreiche Computerfirmen angesiedelt - auch Accenture, ein globales Beratungsunternehmen und Outsourcing-Dienstleister mit gut 245.000 Mitarbeitern weltweit.
Christina Butzlaff, 28, arbeitet seit Anfang 2012 in diesem Unternehmen. Nach dem Studium der Medizintechnik mit Schwerpunkt medizinische Informatik hat sie noch den Informatik-Master drangehängt. Beides stand in ihrem Profil bei Xing. Das hat eine von Accenture beauftragte Personalberaterin gelesen, die junge Frau angeschrieben und ihr das Einstiegsprogramm Jump Start des Beratungshauses vorgestellt. Von der zweimonatigen Ausbildung findet der größte Teil in Bangalore statt. "Wann kommt man schon für so eine lange Zeit nach Indien?", fragte sich Butzlaff. Und weil ihr bei Accenture die kontinuierliche Weiterbildung imponierte, hat sie das Stellenangebot der Firma angenommen. Zurzeit bereitet sie sich auf ihr erstes Projekt vor.
Frank Mang ist bei Accenture in der Deutschland-Zentrale in Kronberg im Taunus für SAP-Projekte verantwortlich, zudem Initiator des Ausbildungsprogramms in Indien. Jeder Berufsanfänger, der bei Accenture in Deutschland, Österreich oder der Schweiz in die SAP-Beratung einsteigt, nimmt an einem Jump-Start-Programm teil. Der technische Abschnitt dieses Trainings fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Indien statt. "Künftig wollen wir nicht nur einen Teil der Einsteigerschulung in Indien abhalten. Neue Mitarbeiter sollen dort auch an ihrem ersten Projekt teilnehmen und dafür etwa ein halbes Jahr in Indien bleiben", kündigt Mang an und begründet die Regelung so: "Wir wollen die Anzahl der Kollegen, die Erfahrung in Indien gesammelt haben, deutlich steigern. Von dort aus sollen Mitarbeiter aus Deutschland das internationale Geschäft der IT-Beratung kennenlernen."
- Leben und Arbeiten in Shanghai
...heißt es seit zwei Jahren für SAP-Berater Andreas Leidloff, der jeden Monat zwei Wochen in Shanghai arbeitet. - Die Niederlassung von Itelligence in Shanghai...
....hat Andreas Leidloff (Bildmitte) aufgebaut. In China musste er umdenken. So hat ein unterschriebener Vertrag weniger Bedeutung als in Deutschland. - Von der fremden Kultur....
...ist Leidloff fasziniert. Er hat gelernt, dass man in China nicht so stark zwischen Privatem und Geschäftlichem trennt. Und dass beim Essen und Karaoke-Abende oft wichtige Kontakte geknüpft und Entscheidungen getroffen werden. - Andreas Leidloff, Itelligence, ...
...weiß aber auch, dass man nie sofort zum Geschäftlichen kommen sollte. Wichtig ist die Kunst, Umwege zu gehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren; sich Zeit zu lassen für wichtige Entscheidungen. - Nicht nur beim Einkaufen....
kommt man als Europäer ohne Chinesischkenntnisse schnell an seine Grenzen. Leidloff war überrascht, dass in der 16-Millionen-Metropole kaum Englisch gesprochen wird. - In Herrn Zhu...
...fand IT-Berater Leidloff dennoch einen guten Ansprechpartner. Von ihm lernt er jedes Mal etwas Neues über Tee - der Sprachbarriere zum Trotz. - Teetrinken als Oase in der Hektik des Shanghaier Alltags
Leidloff lernte etwa von Herrn Zhu, den Tee immer erste nach dem zweiten Aufguss zu trinken. Der erste Aufguss ist nur dazu da, die Blätter zu öffnen und dem tee die Bitterkeit zu entziehen.
Die Projektumfänge steigen
Im deutschsprachigen Raum beschäftigt Accenture rund 5500 Mitarbeiter, wovon die meisten im Bereich Technologie und IT-Consulting tätig sind. Mehrere hundert Stellen sind zurzeit offen. Neben einem Studium der Informatik, der Wirtschaftsinformatik, des Ingenieurwesens oder der Betriebswirtschaft sollten Bewerber Neugier mitbringen, belastbar, teamfähig, mobil und interkulturell interessiert sein. Dass Beratung beim Kunden vor Ort erbracht wird, versteht sich von selbst, deshalb ist Reisebereitschaft in diesem Job eine Notwendigkeit.
Wie in großen Beratungshäusern üblich, gibt es auch bei Accenture klar definierte Karrieremodelle. Doch im Gegensatz zu McKinsey und Co. wechseln in der IT-Beratung Mitarbeiter nicht so häufig zu Kunden. Mang begründet das mit deutlich längeren Projektlaufzeiten - im Durchschnitt dauern sie zwischen neun und 15 Monaten - und mit der notwendigen Erfahrung, die für IT-Beratung notwendig sei. Und die kommt erst mit den Jahren. Dennoch: Die wenigsten bleiben ihr ganzes Berufsleben bei Accenture. Manche wechseln zu Kunden, andere wollen nicht mehr so viel reisen. Ein Trend, den Mang seit einigen Jahren beobachtet, ist, dass die Projektumfänge steigen, weil Unternehmen nicht nur Teile, sondern komplexe Projekte an IT-Berater vergeben. Das mache den Job umso interessanter.