Das Joint-venture zwischen AT&T und Philips steht im 4. Jahr immer noch am Anfang:

APT unterliegt in Belgien Siemens und CGE

10.07.1987

BRÜSSEL/PARIS (CW) - Der amerikanische Telekommunikationskonzern AT&T hat auf dem europäischen Markt einen weiteren Rückschlag erlitten: Den Zuschlag bei dem Projekt der belgischen Postverwaltung zur Modernisierung ihres öffentlichen Vermittlungssystems bekamen nicht die AT&T-Philips-Tochter APT, sondern Filialen von Siemens und CGE.

Der AT&T-Philips Télécomunications BV (APT) ist einer der dicksten Aufträge des Jahrzehnts durch die Lappen gegangen. Die Brüsseler "Régie des Téléphones et Télégraphes" (RTT) gab den Zuschlag für ihr 2,5-Milliarden-Mark-Projekt den Gesellschaften Atea, die letztes Jahr von der US-Gruppe GTE an die Siemens AG verkauft worden war, und Bell Telephone Manufacturing Co. NV, unlängst von ITT an die französische Compagnie Générale d'Electricite' (CGE) veräußert.

Sieger bei der Ausschreibung dieses Fünfjahresvertrags über Vermittlungs- und Übertragungseinrichtungen für das öffentliche belgische Fernmeldenetz wurden somit zwei heute voll in europäischem Besitz befindliche Unternehmen. Dabei hatte die amerikanisch-holländische APT noch Mitte Juni getönt, ihr werde - wie aufgrund einer "inoffiziellen" Zusage nun klar sei - der Löwenanteil des belgischen Kontrakts zuteil werden. Die im April von APT-Managern geäußerte Erwartung, das 1983 gegründete Joint-venture werde im nächsten Geschäftsjahr Break-even erreichen, schien sich zu bestätigen.

Die Zuversicht währte nicht lange. Denn nach der Absage aus der RTT-Zentrale steht die Gesellschaft wieder auf wackligen Füßen. Im vierten Jahr ihres Bestehens kann sie nicht viel mehr vorweisen als Aufträge in Spanien und den Niederlanden. Der Einstieg in den französischen Markt via Beteiligung an dem privatisierten Staatsunternehmen CGCT mißlang, und in Großbritannien und der Bundesrepublik mit ihren starken Post-Hauslieferanten bekamen die US-Holländer ebenfalls kein Bein auf den Boden.

Selbst das Engagement auf der iberischen Halbinsel, wo die APT als Partner der Alcatel-Gruppe auftritt, wird von Analysten als heikel angesehen. Hier soll der Geschäftszweig "Zivile Telekommunikationssysteme" des spanischen Herstellers Marconi vom APT-Management neu strukturiert werden. Dafür sind zunächst Investitionen in Höhe von 30 Millionen Dollar nötig, die bisher lediglich durch die Zusage der staatlichen Gesellschaft "Telefonica" gedeckt sind, für rund vier Milliarden Peseten (31,5 Millionen Dollar) im Jahr zu ordern.

Angesichts solcher Vorleistungen warnen Beobachter, Marconi sei finanziell nicht gerade bei bester Gesundheit. Der Zeitpunkt, zu dem die AT&T-Philips-Gesellschaft in die schwarzen Zahlen kommen könnte, scheint wieder in weitere Ferne gerückt zu sein.

Aus einer gemeinsamen Aktivität mit Philips hat sich AT&T übrigens schon im vergangenen Jahr zurückgezogen: Den 41prozentigen Anteil an der gemeinsamen Tochter TeKaDe Übermittlungstechnik GmbH, Nürnberg, überließen die Amerikaner der deutschen PKI AG für 32 Millionen Mark. Die geplante Anpassung der amerikanischen AT&T-Technik an die deutschen Spezifikationen hatte sich als ökonomisch nicht vertretbar herausgestellt.