Stückweiser Ausverkauf oder Strategiewechsel?

Applix trennt sich von seiner CRM-Sparte

31.01.2003
MÜNCHEN (as) - Der US-amerikanische Anbieter Applix zieht sich aus dem CRM-Geschäft zurück. Für 8,75 Millionen Dollar gehen die Produktsuite "I-Enterprise" sowie Teile der Belegschaft an den Akquisitionsspezialisten Platinum Equity über.

Bis vor kurzem hatte Applix versucht, gleichermaßen in seine CRM-Sparte und in Produkte für Business Intelligence (BI) auf der Basis des Olap-Servers "iTM1" zu investieren. Doch ließen laut Angelika Guec, Marketing-Managerin der Münchner Filiale, die derzeitigen Marktverhältnisse diesen finanziellen Kraftakt "nicht länger zu". Die Entscheidung fiel zugunsten der BI-Produkte.

Das Management in den USA und England hatte dem BI-Markt bereits seit geraumer Zeit die größeren Absatzchancen eingeräumt. "Die Unternehmensleitung sieht strategisch in Lösungen für Business-Performance-Management die größeren Marktchancen", erklärte David Menninger, Vice President Marketing, gegenüber der computerwoche. So stammten im dritten Quartal 2002 rund 80 Prozent, in den ersten drei Quartalen des Vorjahres (Ende: September 2002) 63 Prozent der Neulizenzen aus dem Verkauf von BI-Lösungen.

In Deutschland sind die Verhältnisse laut Guec jedoch anders. Dort gebe es "einige hundert CRM-Kunden", und man sei mit I-Enterprise, für das weltweit rund 1600 Kunden existierten, erfolgreicher gewesen als mit dem Olap-Server. Anwender sind hierzulande beispielsweise die Linde AG, TUI Business Travel, IDS Scheer, Lauda Air oder der norddeutsche Energiedienstleister Schleswag.

Manche Unternehmen schätzen ferner die Möglichkeit, Analysesoftware und CRM-Komponenten von einem Hersteller kombinieren zu können. Applix hatte hierzu kürzlich zusätzlich die Technologieplattform "Integra" vorgestellt, die Bestandteile aus dem CRM- und BI-Portfolio in einer Analyseumgebung vereint und die Grundlage für ein Business-Perfomance-Management liefern soll.

Wie die Produktentwicklung von Integra nun weitergeht und was aus den CRM-Kunden wird, kann Menninger nur skizzieren. So will Platinum das CRM-Geschäft offenbar in einer eigenen Tochtergesellschaft fortführen und I-Enterprise und dessen Komponenten für Vertrieb, Marketing und Service weiterentwickeln. Applix will Integra künftig nur noch mit CRM-Basisfunktionen zur Definition von Workflows, Eskalation und Benachrichtungen versehen und habe für diese ein dauerhaftes Nutzungsrecht von Platinum erhalten. In ersten Reaktionen zeigten sich deutsche Kunden überrascht über den Verkauf. Selbst Referenzkunde Schleswag hatte keine Nachricht über die Veränderungen bei Applix erhalten. Mit dem Deal schließt der Hersteller ein weiteres Kapitel seiner Firmengeschichte. Bereits im April 2001 hatte der Hersteller mit Vistasource seinen Unternehmensbereich für Bürosoftware abgestoßen.