Applikationsentwicklung ohne Open-Systems-Ambitionen Microsoft und TI wollen beim Repository fuer NT kooperieren

06.05.1994

SAN MATEO (IDG) - Einen neuen Standard zur Entwicklung von unternehmensweiten Client-Server-Applikationen moechten Microsoft und Texas Instruments mit einer objektorientierten Repository- Technik fuer den NT Advanced Server setzen. "Raven", so der Codename des geplanten Tools, soll jedoch fruehestens in ein bis zwei Jahren den Markt erobern - ohne Ruecksicht auf vergleichbare ANSI- und X/Open-Projekte.

Die neue Allianz zwischen Microsoft und Texas Instruments hat vor allem ein strategisches Ziel: die Praesenz beider Hersteller in der Unternehmens-DV zu staerken. Die aus der Mainframe- und Unix-Welt bekannte Repository-Technik bietet dazu einen geeigneten Weg. Repositories koennen in Form einer zentralen Datenbank Informationen ueber Softwaredesign, Systemressourcen sowie ueber geschaeftsspezifische DV-Ablaeufe speichern.

Entwickler von unternehmensspezifischen Client-Server- Applikationen werden durch das Repository bei ihrer Arbeit unterstuetzt.

Diesen Ansatz hatte auch die IBM jahrelang im Rahmen ihres SAA- Projekts verfolgt. Inzwischen hat Big Blue jedoch sein zentrales Repository-Konzept zugunsten einer verteilten Loesung aufgegeben, die allerdings noch nicht realisiert wurde.

Grundlage von Raven soll TIs Entwicklungsumgebung Information Engineering Facility (IEF) werden. Bereits im vergangenen Jahr kuendigte TI an, das bislang unter MVS, VMS, verschiedenen Unix- Varianten und OS/2 laufende CASE-Tool auf Windows NT zu portieren. Die nun vereinbarte Kooperation soll das Prozedere beschleunigen. Mit einer NT-Version von IEF beziehungsweise ersten Spezifikationen und APIs wird noch im Herbst gerechnet.

Doch Insider bezeichnen diese Loesung als eine lediglich abgespeckte Host-Variante. Langfristig, so die Informationen aus unternehmensnahen Quellen, sei ein ereignisgesteuertes, SQL- faehiges Produkt geplant, das ausser einer grafischen Benutzer- Schnittstelle auch ueber Funktionen zur Verwaltung von OLE- Komponenten verfuege. Das Werkzeug solle letztlich dem Object File System der kuenftigen NT-Version "Cairo" aufgesetzt werden. Allerdings muessten TI-Entwickler zusammen mit Microsoft noch ein Informationsmodell konzipieren, das mit seiner Engine die benoetigten Features bereitstellt. Zusaetzlich wird das Repository einen SQL-Server fuer NT enthalten, den Microsoft anpassen will. Die Aktivitaeten sollen im Laufe der kommenden zwei Jahre abgeschlossen werden.