Hardware über Software verkaufen:

Applikations-Soflware noch vor dem Durchbruch

17.10.1980

BASEL (sg) - Obwohl es selbst bei einem reichlichen Angebot an Applikations-Software bis heute zu keinem eigentlichen Durchbruch bezüglich einer Mehrfachverwendung gekommen ist, gibt es Verfechter der Meinung, daß der Applikations-Software als einem wesentlichen Rationalisierungshilismittel dennoch eine große Zukunft bevorsteht.

Dafür, daß das so wird, sprechen zwei Gründe. Einmal die verschärft spürbar werdende Personalverknappung - eine Folge der in der Vergangenheit nur mangelhaft betriebenen EDV-Ausbildung - und zum zweiten die enormen Kosten, welche die Software-Entwicklung den EDV-Anwendern, ganz gleich welcher Größenordnung, gleichermaßen auferlegt. Das eine hängt mit dem anderen zusammen, weshalb eigentlich keines der beiden Probleme losgelöst vom anderen betrachtet und erst recht nicht für sich allein behoben werden kann.

Eine Lösung, vor allem eine rasche Lösung aus dieser Misere bietet hier einzig der Einsatz von fertiger, im praktischen Betrieb erprobter Applikations-Software. Dergleichen Software gibt es heute in ausreichender Zahl und guter Qualität sowohl für spezifische Probleme, wie sie zum Beispiel für einzelne Branchen wie Banken und Versicherungen zutreffen, aber auch nur für einzelne Funktionsbereiche, etwa die Buchhaltung oder das Lohn- und Gehaltswesen.

Als Gradmesser für das gestiegene Interesse an bestehender Applikations-Software und der damit erkennbar werdenden stark angewachsenen Anwenderakzeptanz für derlei Produkte, sei der ISIS-Software-Report genannt, bei dem nach Aussage der Nomina GmbH, welche für die Herausgabe dieses Reports verantwortlich zeichnet, die erwarteten

Bestellungen bereits jetzt, knapp drei Monate nach seinem Erscheinen, bei weitem übertroffen wurden.

Diese Anzeichen eines sich ändernden Anwenderbewußtseins lassen jedoch ein neues Problem erkennbar werden. Es ist die Frage, ob die Anbieter von Applikations-Software die Zeichen der Zeit richtig zu deuten verstehen, um dann durch ein vermehrtes Produkte- und Firmen-Marketing, kurzum ein aktives Verkaufsverhalten, den Bedürfnissen eines mit Sicherheit großen Marktes nachzukommen.

Es muß davon ausgegangen werden, daß, nachdem sich mit Hardware inzwischen nicht mehr allzugut verdienen läßt, auch die Hardware-Hersteller bei der Entwicklung von Applikations-Software nicht mehr länger abseits stehen werden. Sie werden ihre zweifelsohne großen Kapazitäten bewußt auch in den Dienst dieser zukunftsträchtigen Sache stellen. Mit Sicherheit schrecken sie auch nicht davor zurück, sich für ihre Zwecke geeignet erscheinende Software-Firmen ganz einfach einzuverleiben. Die freien Software-Firmen, wollen sie einen ihnen offenstehenden Markt nicht bereits im Vorfeld verlieren werden nicht darum herumkommen sich auch unternehmerisch in Richtung Verkauf, Service etc. entsprechend den Markterfordernissen weiterzuentwickeln .