Borland: Preis-Leistungs-Vorteile für J2EE-Anwender

Applikations-Server für drei Bedarfsrichtungen

21.12.2001
MÜNCHEN (CW) - Tools-Spezialist Borland liefert drei Applikations-Server, die sowohl J2EE- als auch Corba-Anwender glücklich machen sollen. Marktführenden Konkurrenten wie Bea und IBM will der Hersteller mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis sowie einer neuen Partitionierungstechnik Paroli bieten.

Noch dominiert die Entwicklung von Java Server Pages (JSPs) und Servlets die J2EE-Szene, da viele Anwender die Plattform meist für den Bau von Web-Anwendungen nutzen, erläutert Laurant Séraphin, Emea Director Software Products, unter Bezug auf eine Untersuchung des Beratungshauses Gartner. Auf das Erzeugen von Enterprise Javabeans, sprich Anwendungskomponenten auf der Grundlage von J2EE, entfielen demnach gerade einmal zehn Prozent. Im Jahr 2003 werde dieser Bereich jedoch 40 Prozent der Entwicklungen im Java-Umfeld ausmachen, da Firmen vermehrt komplexe E-Business-Applikationen schreiben und dabei Backend-Systeme einbeziehen müssten. Dieser Klientel bietet Borland sowohl J2EE-Applikations-Server als auch daran angepasste Entwickungswerkzeuge wie etwa den "Jbuilder".

Backup-System kostenlosDrei Server schickt Borland ins Rennen. Die Produktfamilie "Enterprise Server" besteht aus dem Einsteigerprodukt "Web Edition" für Kunden, denen eine Plattform für Servlets und JSPs ausreicht. Lediglich 460 Dollar pro Server haben Firmen für diese Software hinzublättern. Anders als bei Konkurrenten müssen Anwender für nicht produktiv genutzte Backup-Systeme nichts extra bezahlen, bemerkt Séraphin.

Die "Visibroker Edition" wendet sich an die nach wie vor zahlreichen Corba-Nutzer, die eine Brücke zwischen bestehender Infrastruktur und Web-basierenden Anwendungsumgebungen suchen. Diese Plattform lizenziert der Anbieter auf CPU-Basis und verlangt pro Prozessor 2940 Dollar. Kunden, die sich Schritt für Schritt von dieser Objekttechnik verabschieden und zu J2EE hinwenden möchten, sollen nach dem Kalkül von Borland das dritte Produkt "Appserver Edition" kaufen. Der J2EE-konforme Server beinhaltet nämlich die Visibroker-Funktionen und richtet sich an Firmen, die EJB-basierende Applikationen schreiben wollen. Die existierende Software auf EJB-Technik umzustellen ist allerdings oft noch umständlich. So müssen beispielsweise SQL-Abfragen der Altanwendung manuell in die EJB-eigene Script-Sprache übersetzt werden, da es Konvertierungsprogramme noch nicht gibt. Hier müssen sich Borland, aber auch andere Hersteller etwas einfallen lassen.

Die Kalifornier rühmen sich der guten Performance-Werte ihrer Appserver Edition und belegen dies anhand des J2EE-Benchmarks "Ecperf", der eine nahezu lineare Steigerung der Leistung durch Hinzufügen weiterer CPUs bescheinigt. Vergleiche mit Wettbewerbern gestalten sich hierbei schwierig, denn bisher hat kein anderer Hersteller Ergebnisse dieses Benchmarks veröffentlicht.

Partionierter ServerAn vorderster Front sieht sich Borland auch mit einer technischen Besonderheit: Verschiedene J2EE-Umgebungen lassen sich in Partitionen getrennt voneinander ausführen, quasi als virtuelle Applikations-Server. Jeder Partition können spezifische Failover-Richtlinien zugewiesen werden. Zudem sind Systemverwalter in der Lage, jeder Einheit gesondert Verbindungen zu Backend-Systemen, etwa über JMS (Java Messaging Service) oder Java Connection Architecture (JCA), zuzuteilen. Das Partitionierungsverfahren hat der Hersteller auch in seinen Entwicklungswerkzeugen berücksichtigt. Übrigens hat sich Borland in Sachen JMS von seiner selbst entwickelten Lösung verabschiedet und die Messaging-Technik des Anbieters Sonic MQ ins Produkt integriert, da diese eine flexiblere Backend-Anbindung sowie eine höhere Skalierbarkeit bietet.

Die Partitionierungstechnik hilft Unternehmen beim Sparen, wirbt Borland-Direktor Séraphin, da sie statt mehrerer Rechner mit Applikations-Server-Software nun mit einer Maschine auskommen. Für das Highend-Produkt verlangt Borland 14 120 Dollar pro CPU.

Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Bea und IBM plant Borland, weder Workflow- noch Portal-Software zu entwickeln. Auch vom Schreiben spezieller Adapter lässt man lieber die Finger. Diese müssen Firmen extra erwerben, um Backend-Software über JCA anzubinden. (fn)

Einfache Web-ServicesBekanntlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auch bei Web-Services ist dies der Fall. Nach Ansicht von Borlands Emea-Chef Laurent Séraphin eignen sich die von vielen Herstellern propagierten Netzdienste allenfalls für leichtgewichtige Anwendungen.

CW: Wo sehen Sie heute Anwendungsgebiete für Web-Services?

Séraphin: Bei einfachen Informationsdiensten, für die Anwendungen lose miteinander verknüpft werden, etwa zur Kreditkartenvalidierung. Ein weiteres Beispiel ist die Paketverfolgung bei Firmen wie Fedex oder United Parcel Service (UPS).

CW: Gerade im E-Business geht es aber darum, Applikationen eng miteinander zu koppeln.

Séraphin: Für eng gekoppelte Systeme eignet sich die Web-Services-Technik zurzeit noch nicht. Hier sollten Unternehmen besser auf JMS, JCA oder sogar Internet Inter-ORB Protocol (IIOP) setzen.

CW: Sie haben sich mit den neuen Produkten in Richtung J2EE bewegt. Wie steht Ihr Haus zu Microsofts .NET-Technik?

Séraphin: Firmen, die .NET-basierte Anwendungen schreiben wollen, können dies mit unseren Produkt "Delphi" tun. Allerdings laufen diese Programme dann nur auf den Windows-Versionen unserer Applikations-Server.

Abb: Borlands Weltbild

So ist nach Ansicht von Borland der Applikations-Server-Markt verteilt. Allerdings wird dieses Segment von Bea und IBM beherrscht. Quelle: Borland