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Apples Musik-Store nächste Woche für Windows

09.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Apple wird seinen bislang der US-amerikanischen Mac-Gemeinde vorbehaltenen "iTunes Music Store" in der kommenden Woche auch für Besitzer von Windows-PCs zugänglich machen (allerdings ebenfalls nur in den Vereinigten Staaten), wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider kolportiert. Das könnte dem Hersteller aus Cupertino Millionen neue Kunden und mehr Umsatz bescheren und Apples Aktienkurs nochmals hochtreiben.

Nach Eröffnung des Mac-Stores im April hatte die Apple-Aktie von einem Jahrestief um die 13 Dollar rasch auf über 20 Dollar angezogen. Analysten und Experten warnen indes vor der Einschätzung, der Online-Musikdienst würde Apple viel Geld bringen. "Wenn die Leute mal nachrechnen, werden sie sehen, dass iTunes in Apples Gewinn und Umsatz keine große Rolle spielen wird", warnt etwa Ian Link, Portfolio-Manager bei Franklin Templeton Funds.

Ein Song kostet bei Apple 99 Cent. Davon gehen rund 65 Cent für Lizenzrechte an das jeweilige Label, schätzt Charlie Wolf von Needham & Co., andere Experten liegen ähnlich. Dazu kommen noch Gebühren für die Kreditkartenzahlung - typischerweise 25 Cent pro Transaktion (die natürlich mehrere Songs beinhalten kann) plus zwei bis drei Prozent vom Kaufpreis. Unterm Strich bleiben dem Anbieter da weniger als zehn Cent für jeden im iTunes Music Store verkauften Titel.

Bislang wurden im Store mehr als zehn Millionen Titel erworben, was auf rund 500.000 Lieder pro Woche hinausläuft. Macht laut Wolf 25 Millionen Umsatz und rund 2,5 Millionen Dollar operativen Gewinn pro Jahr. Mit der zahlenmäßig überlegenen Windows-Kundschaft dazu könnten die Einnahmen auf bis zu 600 Millionen Dollar per annum steigen, schätzt der Needham-Analyst. Selbst das würde Apple aber nur 50 bis 60 Millionen Dollar operativen Gewinn zusätzlich bringen - und der lag beim Spitzenwert der vergangenen Jahre für 2000 bei 522 Millionen Dollar. Letztendlich sei "der Music Store keine größere Gewinnquelle für Apple", befindet Wolf.

Apple Finanzchef Fred Anderson hatte allerdings in der Vergangenheit bereits darauf hingewiesen, dass der Music Store eher ein "trojanisches Pferd" darstelle, um den Verkauf der "iPod"-Musik-Player anzukurbeln. Und möglicherweise geht seine Rechnung ja auf - im zuletzt abgeschlossenen dritten Quartal verkaufte Apple 304.000 iPods und machte damit 111 Millionen Dollar Umsatz - ein Jahr zuvor wurden erst 54.000 iPods verkauft. Dan Niles von Lehman Brothers schätzt, die Bruttomarge beim iPod liege im unteren 20-Prozent-Bereich, "alles Einnahmen und Bruttogewinn-Dollars, die neu für Apple sind und keine der bestehenden Produkte kannibalisieren". Apple veröffentlicht seine Bilanz für das vierte Quartal am kommenden Mittwoch. (tc)