Tim Cook bleibt gelassen

Apples Gewinn schrumpft

29.07.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Apple kam im dritten Fiskalquartal mit einem blauen Auge davon. Die Zahlen fielen besser aus als erwartet. Apple-Chef Tim Cook will derzeit keine Preise erhöhen oder Leute entlassen – noch nicht.
Auch wenn die Zahlen nicht glänzend ausfielen. Apple konnte mit seiner Bilanz die Finanzwelt durchaus zufriedenstellen.
Auch wenn die Zahlen nicht glänzend ausfielen. Apple konnte mit seiner Bilanz die Finanzwelt durchaus zufriedenstellen.
Foto: ThewayIsee - shutterstock.com

Auch Apple muss den gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Tribut zollen. Im dritten Fiskalquartal des laufenden Geschäftsjahres 2022 schrumpfte der Gewinn des iPhone-Herstellers im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast elf Prozent auf 19,4 Milliarden Dollar. Immerhin kam Apple noch einmal glimpflich davon. Finanzanalysten hatten mit einem deutlicheren Rückgang gerechnet.

Wenigstens ging es beim Umsatz nach oben. Zwischen April und Juni 2022 nahm Apple rund 83 Milliarden Dollar ein, ein leichtes Plus von knapp 1,9 Prozent im Vergleich zum dritten Finanzquartal des Vorjahres. Auch mit dieser Kennzahl lag der Konzern leicht über den Prognosen der Analysten, die mit einem Wachstum von 1,7 Prozent gerechnet hatten. Die Einnahmen markierten den höchsten Umsatz, den Apple je in einem dritten Fiskalquartal verbucht hat.

"Hier und da gewisse Schwächen"

Also kein Anlass für die Apple-Verantwortlichen in einen Krisenmodus zu verfallen. "Wir sehen hier und da eine gewisse Schwäche", sagte Apple-CEO Tim Cook in einem Interview mit dem US-amerikanischen Nachrichtenkanal CNBC. "Insgesamt erwarten wir, dass der Umsatz im September-Quartal wieder stärker steigen wird."

Apple-Chef Tim Cook spricht von partiellen Schwächen und sieht keinen Anlass in Panik zu verfallen.
Apple-Chef Tim Cook spricht von partiellen Schwächen und sieht keinen Anlass in Panik zu verfallen.
Foto: Laura Hutton - shutterstock.com

Die iPhone-Einnahmen, der größte Umsatzposten in der Apple-Bilanz, verbesserten sich im abgelaufenen Quartal im Jahresvergleich um 2,8 Prozent auf einen Rekordwert von fast 40,7 Milliarden Dollar. Analysten hatten einen Rückgang von 2,5 Prozent erwartet. Dagegen war der Absatz von iPad-Tablets und Mac-Rechnern laut Cook von Lieferengpässen und dem starken Dollar beeinträchtigt. Die Mac-Verkäufe gingen um zehn Prozent zurück, beim iPad waren es minus zwei Prozent.

Cook spricht von höheren Kosten

Die Apple-Verantwortlichen hatten im Frühjahr 2022 infolge der Corona-Shutdowns in China sowie der Schwierigkeiten, Halbleiterprodukte zu bekommen, vor Umsatzrückgängen gewarnt. Auch Währungseffekte im Zuge des wiedererstarkten Dollars sowie der Rückzug aus Russland wegen des Angriffskriegs Putins gegen die Ukraine würden das Geschäft negativ beeinflussen, hatte es im April geheißen. All diese Effekte hätten sich nun als weniger schlimm herausgestellt als befürchtet, sagte Apple-Chef Cook. Das Management geht zudem davon aus, dass sich die Supply-Chain-Situation im laufenden Quartal weiter verbessern werde.

So sieht das Apple-Management derzeit keinen Anlass zur Panik. Andere Tech-Unternehmen erhöhten angesichts der grassierenden Inflation und der damit verbundenen Rezessionsängste die Preise und kündigten an, bei Neueinstellungen auf die Bremse zu treten oder ihre Belegschaften sogar auszudünnen. Ausblenden kann Apple diese Faktoren auch nicht, will aber erstmal weiter die Lage beobachten. Cook verwies auf höhere Kosten in den Bereichen Logistik, Löhne und Komponenten. "Wir treffen bewusste Entscheidungen darüber, wo und wie wir unser Geld investieren", sagte der Apple-Boss. "Wir stellen weiterhin Mitarbeiter ein, aber wir tun es auf eine umsichtige Art und Weise."