Mit dem neuen Imac gegen den Massenmarkt

Apples Designerstück ist ein ökonomisches Wagnis

11.01.2002
MÜNCHEN (CW) - Auf der Macworld-Messe hat Apple seinen Volksrechner "Imac" in einem neuen Gewand vorgestellt. Er reicht mit seinen G4-Prozessoren schon fast an die Leistung der Powermacs heran, von denen Apple nichts Neues zu berichten wusste.

Von der Fangemeinde lang ersehnt, von den Medien ausführlich diskutiert, vom Unternehmen dringend benötigt - Apple hat auf der Hausmesse Macworld Expo eine Kreuzung aus Hardware und Tischlampe vorgestellt: Der neue Imac soll an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen, die Mitte 1998 den rettenden Aufschwung der kalifornischen Computerbauer einleiteten. Von der alten Variante wurden laut Apple inzwischen mehr als sechs Millionen Stück verkauft. Allerdings zeigten die Absatzzahlen zuletzt einen deutlichen Abwärtstrend. Während 1999 noch zwei Millionen Imacs abgesetzt werden konnten, gingen im vergangenen Jahr laut Dataquest lediglich 1,2 Millionen Stück über den Verkaufstresen.

Für 2550 Euro kommt Ende Januar nun eine Highend-Version des Imac auf den Markt, die aus einer Halbkugel und einem Gelenkarm mit Flachbildschirm besteht und mit technischen Finessen gespickt ist. Neben dem G4-Prozessor mit 800 Megahertz Taktfrequenz stecken eine 60-GB-Festplatte, 256 MB Arbeitsspeicher und Nvidias Grafikchip "Geforce 2 MX" mit 32 MB Speicher in der Basis. Abgerundet wird die Kreation durch ein "Superdrive"-Laufwerk, mit dem sich CDs und DVDs brennen lassen. Zwei kleinere Modellvarianten sollen im Februar und März folgen.

In Augenhöhe thront bei allen neuen Imacs ein 15-Zoll-LCD-Bildschirm an einem flexiblen Arm. Firmenchef Steve Jobs ließ es sich daher nicht nehmen, bei der Vorstellung des Geräts vom "offiziellen Tod des Kathodenstrahlmonitors" zu sprechen. Alles in allem gemahnt das Ensemble jedoch verdächtig an IBMs "Netvista-X"-Rechner, die schon länger erhältlich sind. Mit den psychedelischen Farben und Mustern der I-Mac-Vorgängermodelle wurde gebrochen - nun dominieren Weiß und Chrom.

Bleibt die Frage, in wessen Revier Apple mit dem neuen Imac wildern kann. Einige Analysten verwiesen in US-Presseberichten darauf, dass der G4-Prozessor eher geeignet sei, Kunden der eigenen Powermacs den Umstieg auf die Rechenlampe schmackhaft zu machen. An derartigen Migrationsströmen kann der Computerbauer jedoch kein Interesse haben. Er muss vielmehr traditionelle Wintel-Nutzer zum Wechsel auf die Apple-Plattform bewegen. Auch der Mac-Hersteller blieb nicht von der Flaute im PC-Business verschont: Sein Marktanteil sank von rund fünf auf über drei Prozent ab.

Daher verwunderte es einige Beobachter, dass Apples CEO Jobs keinen G4-Prozessor aus dem Hut zaubern konnte, dessen Taktfrequenz die Gigahertz-Schwelle erreicht. Zudem steckt die Nachfolgegeneration der G5-CPUs noch in der Entwicklungsphase bei Motorola. Bis zur nächsten Macworld Expo müssen Powermac-Nutzer mit gehobenen Leistungsanforderungen daher noch auf die Doppelprozessorversion zurückgreifen. (ajf)