Kritik am eingestellten IPv6-Support

Apples AirPort-Software kann kein IPv6

16.04.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Derbe Kritik an Apple: die jüngste AirPort-Uitility-Software unterstützt anders als frühere Versionen nicht mehr IPv6.

Angesichts des ausgereizten Adress-Pools von IPv4 (Internet Protocol Version 4) bereiten große Internet-Provider, die meisten Hersteller und zunehmend auch Anwenderunternehmen ihre IT-Produkte, -Dienste, -Anwendungen und -Installationen auf die aktuelle Version 6 des Internet Protocol (IPv6) vor. Eine erstaunliche Wende legte dagegen Apple mit seinem neuen WLAN-Router AirPort hin. Während die bisherige Versionen 5.6 der Airport-Software das neue Internet-Protokoll standardmäßig enthält, unterstützt die überarbeitete Version 6.0 von Airport Utility nicht mehr IPv6. Apple hat die neue Software erst im Januar 2012 auf den Markt gebracht, sie ermöglich das Einrichten und Verwalten von WLANs.

Auf einer IPv6-Veranstaltung in Denver, Texas, musste Apple dafür heftige Kritik einstecken, das berichtet die US-amerikanische CW-Schwesterpublikation "Network World". Dem Bericht zufolge rät der Kabelnetzbetreiber Comcast Nutzern des Lion-Betriebssystems vom Upgrade auf die neue Airport-Version ab, um Inkompatibilitäten zu vermeiden. "Apple hat die Möglichkeit zum nahtlosen IPv6-Support genommen ", sagte John Brzozowski, Chief Architect für IPv6 bei Comcast. "Das ist ein wenig enttäuschend. Wir haben auf mehr IPv6-Rückhalt von den Anbietern gehofft, nicht auf weniger."

Comcast möchte als erster ISP in den USA IPv6 im größeren Stil einführen. Das Unternehmen will zunächst in zwei Städten Nutzern mit IPv-6-fähigen Gateways native Support-Dienste für das neue Internet-Protokoll anbieten, so dass die Kunden bei Bedarf jedes ihrer IT-fähigen Geräte direkt ins Internet bringen können. Für Apples Airport-Tools spricht der Provider seinen Abonnenten nur eine bedingte Empfehlung aus, wohingegen Home-Gateways von D-Link, Cisco und Netgear ohne Abstriche akzeptiert werden.

Die Vorbehalte den Apple-Produkten gegenüber bestätigt auch das University of New Hampshire's Interoperability Lab (UNH-IOL). Es betreibt umfangreiche Interoperabilitäts-Tests für Netz-Equipment. Um die Prüfung zu bestehen müssen die Gateways unter anderem standardmäßig auf IPv6 vorbereitet sein. Sechs Home-Gateways haben den Test zu 100 Prozent bestanden, darunter Produkte von Cisco, Actiontec, Broadcom, D-Link und Lantiq. Apple-Geräte gehören nicht dazu. Insgesamt zeigt sich allerdings, dass sich IPv6 in vielen Networking-Produkten für den Heimgebrauch nur langsam durchsetzt. Eine bereits eingeführte Unterstützung zurückzunehmen, ist mindestens bemerkenswert. (jha)