Produktionsverlagerung

Apple will sich schneller von China lösen

08.12.2022
Von 
Lucas Mearian ist Senior Reporter bei der Schwesterpublikation Computerworld  und schreibt unter anderem über Themen rund um  Windows, Future of Work, Apple und Gesundheits-IT.
Nicht nur angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen will Apple mögliche Supply-Chain-Risiken minimieren und seine Abhängigkeit vom Reich der Mitte reduzieren.
Nach der COVID-bedingten Schließung einer der größten chinesischen Fertigungsstätten für Apples iPhone scheint der Konzern seine Abhängigkeit vom Reich der Mitte so schnell wie möglich reduzieren zu wollen.
Nach der COVID-bedingten Schließung einer der größten chinesischen Fertigungsstätten für Apples iPhone scheint der Konzern seine Abhängigkeit vom Reich der Mitte so schnell wie möglich reduzieren zu wollen.
Foto: duan zhi xiang - shutterstock.com

Apple scheint an seiner globalen Lieferkettenmanagement-Strategie zu arbeiten, um seine Abhängigkeit von China in Sachen iPhone- und MacBook-Produktion möglichst zeitnah zu verringen. Geht es nach dem bekannten Apple-Analysten Ming-Chi Kuo, sind Indien, Taiwan und Vietnam mögliche Alternativen. Via Twitter veröffentlichte Kuo seine Prognosen zu Apples nächsten Schritten. Demnach:

  • könnte die indische Tata Group in Zusammenarbeit mit Pegatron oder Wistron (Vertragshersteller für Apple in Indien) in Zukunft einen großen Teil der iPhone-Fertigung übernehmen.

  • sollen auch in Thailand künftig MacBooks zusammengebaut werden (bisher ausschließlich in China).

  • plant Apple auf lange Sicht, in China nur noch Produkte für den dortigen Markt zu fertigen.

Teure Foxconn-Lektion

Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Apple seine Zulieferer darauf vorbereitet, künftig mit der Montage von Apple-Produkten in anderen asiatischen Ländern - insbesondere Vietnam und Indien - zu planen. Laut dem Bericht will Apple so auch seine Abhängigkeit von Taiwan verringern. Das überrascht Jack Gold, Chefanalyst bei J. Gold & Associates, überhaupt nicht: "Bei der Fertigung von Apple-Produkten spielen verschiedene Umstände eine Rolle: Erstens natürlich die geopolitischen Herausforderungen. Eine Invasion in Taiwan könnte die Produktion beispielsweise zum Erliegen bringen. Umsichtig zu planen, ist also eine gute Strategie. Zweitens haben die Auswirkungen der Pandemie für Produktionsbeeinträchtigungen gesorgt."

Die Schließung einer der größten Fertigungsstätten im chinesischen Zhengzhou nach einem COVID-Ausbruch soll Apple Medienberichten zufolge pro Woche bis zu eine Milliarde Dollar gekostet haben. Auch wenn die Proteste gegen China Null-COVID-Politik inzwischen scheinbar zu einem Umdenken der Regierung geführt haben, dürfte der Vorfall Apples Bestrebungen, sich in Sachen Hardware-Produktion unabhängiger von China zu machen, nur weiter befeuert haben.

"Die von der chinesischen Regierung erzwungene Schließung der Foxconn-Fabrik hat Apples Produktfertigung hart getroffen", analysiert Gold. "Eine Diversifizierung der Produktionsstandorte verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der Ausfall eines Standorts den Großteil der Produktion lahmlegt."

Darüber hinaus seien Länder wie Indien und Vietnam schnell wachsende Märkte mit relativ kostengünstigen Produktionsstandorten - eine lokale Fertigung dort auch aus politischer Sicht vorteilhafter, meint der Analyst und fügt hinzu: "Außerdem werden viele Komponenten für die Produktion wie Chips, Platinen und physische Komponenten im Fernen Osten produziert. Für Apple macht es Sinn, seine Produkte möglichst nah an den Bezugsquellen der Komponenten zu fertigen, statt sie dazu um die halbe Welt zu schicken." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.