Mac-Cloner suchen bei Wintel zweites Standbein

Apple trotzt Führungskrise mit schnellen Mac-Rechnern

25.07.1997

Am 5. August wird Apple die Katze aus dem Sack lassen und die neue Rechnerreihe - Codename "Kansas" - auf der Hausmesse Macworld präsentieren. Mehr Power in Form von höheren Taktraten der Power-PC-Prozessoren soll die Apple-Kundschaft bei der Stange halten.

Die CPU-Lieferanten IBM und Motorola haben beim Power-PC-Chip "604e" den Fertigungsprozeß auf 0,25 Mikrometer umgestellt. Dies ist eine der Voraussetzungen für die zukünftige Power-PC-Generation, die unter dem Codenamen "G3" derzeit in den Labors entworfen wird. Auf der Jagd nach hohen Taktraten wird die IBM-Motorola-Allianz dank der neuen Fertigungstechnik in der Lage sein, Bausteine anzubieten, die mit 400 Megahertz getaktet sind. Motorola will die ersten Systeme mit G3-CPU auf der Macworld präsentieren.

Derzeit muß man sich mit Prozessoren begnügen, die mit einer Taktrate von 250 Megahertz arbeiten. Diese Chips wird Apple für die zukünftigen Power Macintosh der "8600"-Serie verwenden, die derzeit mit einer 200-Megahertz-CPU arbeiten. Da sich dank der verbesserten Fertigungstechnik auch Taktfrequenzen von 300 und 350 Megahertz erzielen lassen, will Apple die so getakteten 604e-Bausteine in den geplanten High-end-Geräten der "9600"-Familie einsetzen.

Branchenkenner erwarten Systeme mit 1 MB Cache-Speicher, 64 MB Hauptspeicher, Festplatten mit 5 und 6 GB sowie CD-ROM-Laufwerke mit 24facher Geschwindigkeit. Die Preise für solche Power Macintosh 9600 werden - mit 300-Megahertz-CPU - bei rund 4600 Dollar liegen. Die Straßenpreise der höher getakteten Systeme dürfte rund 5400 Dollar betragen.

Ein 8600-System mit 604e-CPU bei 300 Megahertz ist ebenfalls geplant. Kostenpunkt: ab 3700 Dollar. Die neuen Power-Macs sollen bereits ab 18. August - auch in Europa - in den Regalen stehen. Schon seit längerem zu haben ist ein 300-Megahertz-Mac, allerdings basierend auf der Power-PC-CPU "603e".

Wie bei den Tisch- und Tower-Geräten hat Apple gegenüber Intel auch bei den Tragbaren die Nase vorn, zumindest was die Taktraten der CPUs angeht. "Der Welt schnellstes Notebook", Apples Powerbook "3400" mit dem 240-Megahertz-Chip, ist trotz der Leistung kein Wattfresser und soll nur rund ein Fünftel der Energie aufnehmen, die ein Intel-basiertes Notebook mit 166 Megahertz verbraucht. Das spart Batterien und wirkt sich günstig auf die Wärmeentwicklung aus.

Im mittleren Leistungsbereich wurde die Powerbook-Serie "1400" um das Modell "1400c/166" mit 166-Megahertz-CPU erweitert und gleichzeitig der Preis für die Version mit dem mit 133 Megahertz getakteten 603e-Chip gesenkt. Der neue Tragbare kommt mit 2-GB-Festplatte und Achtfach-CD-ROM-Laufwerk und soll im Laden zirka 3500 Dollar kosten.

In den USA wird Apple demnächst das ursprünglich ausschließlich für den japanischen Markt konzipierte "2400c"-Subnotebook auf den Markt bringen, dessen 603e-CPU mit 180 Megahertz getaktet ist. Derzeit bestehen keine Pläne, diesen Tragbaren auch in Deutschland anzubieten, "allenfalls im Projektgeschäft", war aus der deutschen Apple-Zentrale zu erfahren.

Der amerikanische Analyst Pieter Hartsock vergleicht das derzeitige Notebook-Angebot von Apple mit dem des Vorjahres: "Die Situation ist bislang weit besser. Damals waren gar keine Powerbooks verfügbar." Zwar habe es lange gedauert, bis die Notebook-Linie auf Vordermann gebracht wurde, aber nun könne Apple mit einem runden Angebot aufwarten.

Ob die neuen Systeme allerdings ausreichen, Apples rückläufige Anteile sowohl im PC-Markt als auch im Markt für Rechner mit dem Mac-Betriebssystem (Mac-OS) aufzuhalten, bleibt abzuwarten. Wie die CW-Schwesterpublikation "Macwelt" unter Berufung auf Dataquest meldet, trugen nurmehr knapp 70 Prozent der im ersten Quartal verkauften Mac-OS-Rechner das Apfel-Logo. Im vergleichbaren Dreimonatsabschnitt des Vorjahres hatte der Anteil noch bei fast 90 Prozent gelegen.

Cloner planen auch Wintel-Maschinen

Stärkster der Clone-Bauer war mit zwölf Prozent Power Computing, gefolgt von Motorola mit neun und Umax mit sieben Prozent Marktanteil.

Zudem erfüllte sich Apples Vorsatz, den Mac-Anteil am gesamten PC-Markt zu erhöhen, nicht. Trotz steigender Stückzahlen konnte gegenüber dem Wintel-Lager kein Boden gutgemacht werden: Rechner mit Intel und Microsoft verkauften sich noch besser als Macs. Dem tragen nun die beiden Clone-Anbieter Power Computing und Umax Rechnung und wenden sich dem Wintel-Geschäft zu. Beide Unternehmen planen Systeme mit Pentium-II-Prozessor und Microsoft-Betriebssystem.

Während sich Power Computing derzeit um die Finanzierung der neuen Produktlinie kümmert - 30 Millionen Dollar sollen aufgebracht werden - will Rivale Umax Technologies demnächst bereits die ersten Modelle ausliefern. Als Zielgruppe machte der Direktanbieter Grafikprofis aus, denen man nicht nur PCs, sondern auch NT Server anbieten will.

Dennoch entwickelt Umax weiter Mac-Nachbauten. Die neueste Serie "Super Mac S910/250" soll ebenfalls Anfang August zu haben sein. Die Rechner nutzen den 604e-Chip mit 250 Megahertz und sollen sich auf die hauseigene "Cache-Doubler"-Technik aufrüsten lassen, die den Cache-Speicher von 512 KB auf 1 MB verdoppelt. Außerdem sind 64 MB Hauptspeicher, 4-GB-Festplatte, CD-ROM-Laufwerk mit 24facher Geschwindigkeit, Ethernet-Karte und Zip-Laufwerk eingebaut. Das System, das sich auch zur Zwei-Prozessor-Maschine ausbauen läßt, soll rund 4400 Dollar kosten.