Personal-Entlassungen auch bei der deutschen Tochtergesellschaft:

Apple-Sparmaßnahmen laufen auf Hochtouren

05.07.1985

MÜNCHEN (cw) - Die Sparmaßnahmen bei Apple laufen auf Hochtouren. Mitte Juni kündigte die US-Mutter an, drei der sechs Produktionsstätten zu schließen und die Belegschaft um rund 19 Prozent auf 4800 Mitarbeiter zu reduzieren (CW Nr. 26 vom 28. Juni 1985). Jetzt wurden auch Kürzungen bei der deutschen Tochter bekannt: Mit Wirkung zum 30. September entläßt Geschäftsführer Ralph Deja 25 der insgesamt 87 Angestellten.

Mit dieser Maßnahme will Deja die verbleibenden Arbeitsplätze sichern und einen Verlust im laufenden Geschäftsjahr abwenden. Apple-Kenner werten diese Art der Konsolidierung als zwangsläufige Folge sinkender Absätze. "Seit April geht es nur noch bergab", kommentiert einer der einst umsatzstärksten Händler. Er setzt bereits auf andere Marken und beklagt die Abkehr von der Politik der "offenen Architektur", insbesondere beim Macintosh: "Nur wer weit unter Preis verkauft, findet noch Abnehmer. Ich kann jedenfalls nicht von dem leben, was ich heute mit Apple-Erweiterungen und Zubehör umsetze."

Gemeinsam mit Mike Spindler, in Paris stationierter Vice-President der US-Mutter, versuchte Deja kürzlich Bedenken auszuräumen, die Apple Corp. stehe vor dem Absturz. Das Unternehmen sei schuldenfrei und verfüge über Barreserven von rund 200 Millionen Dollar. Die "Straffung der Organisation" wertet der deutsche Apple-Chef als Konsequenz der konjunkturellen Schwäche des weltweiten Computermarkts.

Brancheninsider schätzen, daß der Umsatz der deutschen Tochter auf das Niveau des Sommers 1982 zurückgefallen ist.

Intern sei der Druck von der US-Mutter bereits zu spüren. Anläßlich seines Besuches am 21. Juni in München habe Steven Jobs, Chairman und Apple-Mitbegründer, seinen deutschen Managern mit der Entlassung der kompletten Führungsmannschaft gedroht, falls sich die Situation nicht wesentlich ändere, berichtet ein Mitarbeiter.

Drei Wochen nach Bekanntgabe umfassender Umstrukturierungs- und Neuordnungsmaßnahmen (siehe oben) gewinnen die Beschlüsse des amerikanischen Apple-Managements Kontur. So zeichnen sich auch Veränderungen in der Produktpolitik ab, die unter anderem auf eine Modernisierung des inzwischen betagten Erfolgsproduktes Apple II abzielen. Gleichzeitig mit der Prognose amerikanischer Marktforschungsinstitute, daß die Absätze dieser Computer um rund elf Prozent (von 880 Millionen Dollar im Vorjahr auf rund 780 Millionen Dollar in diesem Jahr) sinken werden, gab der Mikromacher die geplante Produktversion bekannt: Der Arbeitsspeicher wird bis zu einem MB ausbaufähig sein und die Kapazität der Laufwerke verfünffacht.

Mit dem 6502-Prozessor und einer Floppy-Kapazität von 143 KB hinkt der Apple II deutlich hinter neueren Mikros her. Mangels eigener Produkte mußte der Hersteller in Kauf nehmen, daß unabhängige Anbieter in den Markt für Apple-Laufwerke eindrangen. Bisweilen bieten sie viermal so hohe Speicherkapazitäten zu nahezu gleichen Preisen wie die kleineren Apple-Originale.

Um 1 MB RAM zu adressieren, benötigt der Apple II entweder ein zusätzliches Bauteil oder einen anderen Mikroprozessor. Brancheninsider vermuten, daß es sich um eine umschaltbare CPU handeln wird. Damit bleibe im 8-Bit-Betrieb die Kompatibilität zur gegenwärtigen Apple-II-Software erhalten. Darüber hinaus könnte der Anwender sein Gerät auch als 16-Bit-Rechner nutzen.