Kontaktloser Bezahldienst

Apple Pay in Deutschland - Start und Funktionsweise

11.12.2018
Von Christian Rentrop und
Kris Wallburg ist Redakteur bei der Macwelt.
Mit dem Deutschlandstart von Apple-Pay läutet Apple ein neues Zeitalter der Bezahlung ein. Ab sofort kann einfach mit dem iPhone bezahlt werden. Wir zeigen, wie es geht.

Es ist über vier Jahre her, dass Apple die Einführung eines eigenen Bezahldienstes angekündigt hat. In Deutschland warteten die Besitzer eines iPhones oder einer Apple Watch aber bisher vergeblich auf die Möglichkeit, im Supermarkt oder auch im Onlineshop mit ihrem iPhone oder der Apple Watch zu bezahlen. Deutschland war eines der letzten Länder in Westeuropa ohne Apple Pay.

Ab sofort kann man auch in Deutschland mit dem Smartphone via Apple Pay bezahlen.
Ab sofort kann man auch in Deutschland mit dem Smartphone via Apple Pay bezahlen.
Foto: Apple

Einer der Gründe dafür dürfte sicher die Vorliebe der Deutschen für Bargeld sein. In kaum einem Land wird noch so viel bar gezahlt wie in Deutschland. Und die Skepsis gegenüber digitalen Zahlmethoden, gerade bezüglich Datenschutz, ist nach wie vor groß. Rund 80 Prozent aller Zahlungen an der Kasse werden hierzulande noch bar abgewickelt. Zum Vergleich: Im Nachbarland Niederlande sind es nur noch 45 Prozent. Ein weiterer Grund dürfte sein, dass die deutschen Banken vor allem auf Debit-Karten bzw. Girokarten setzen, Apple Pay funktionierte zunächst nur mit Kreditkarten.

Diese Banken sind dabei

Pünktlich zum Deutschlandstart haben einige Banken angekündigt, Apple Pay zu unterstützen. Andere wollen bald nachziehen. Ein kurzer Überblick:

Von Anfang an dabei:

  • Deutsche Bank

  • N26

  • Santander

  • American Express

  • Bund

  • Boon by Wirecard

  • Comdirect

  • Hanseatic Bank

  • Hypovereinsbank - Unicredit

  • Maestro/Mastercard

  • O2 Pay

  • VIMPAY

Zum Start noch nicht dabei (Auswahl):

  • Augsburger Aktienbank

  • Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

  • Commerzbank

  • Deutscher Sparkassen- und Giroverband

  • DKB

  • Hamburger Volksbank

  • ING-Diba

  • Postbank

  • Targo-Bank

Was ist Apple Pay eigentlich?

Bei Apple Pay handelt es sich um ein Smartphone-Zahlungssystem. Statt einer EC-, Kredit- oder Kundenkarte beziehungsweise Bargeld wird direkt mit dem iPhone bezahlt. Möglich wird das mit Hilfe kabelloser NFC-Technologie, bei der das iPhone einfach an einen Receiver geführt wird. Das iPhone dient dadurch als Zahlungsmittel in Geschäften, Tankstellen oder dem öffentlichen Personennahverkehr, also als Geld-Ersatz. Doch Apple Pay kann nicht nur mit dem iPhone genutzt werden: Auch die Apple Watch beherrscht die Technik. Und auch Mac und iPad ermöglichen die Zahlung per Apple Pay – allerdings nur beim Online-Shopping mit Safari sowie App- und In-App-Käufen. Apple-Pay-User in den USA können sich mit Apple Pay Cash sogar gegenseitig einfach Geld per Nachrichten-App schicken, allerdings nur von iOS- und watchOS-Geräten aus.

Wie funktioniert Apple Pay?

Apple Pay eine Mischung aus kontaktloser Smartphone-Zahlmethode, Kreditkarten- und Online-Bezahlsystem. Apple Pay ersetzt dabei sowohl die Kreditkarte (etwa für Zahlungen in Geschäften), als auch Dienste wie Paypal (für Online-Zahlungen) und Bargeld, etwa wenn es darum geht, dem Nachwuchs Taschengeld zu überweisen. Dazu werden in der sogenannten Wallet des Apple-Systems Kreditkarten oder Zahlungskarten unterstützender Anbieter hinterlegt. Wichtig dabei: Die Bank oder das Zahlungssystem muss Apple Pay unterstützen, sonst geht es nicht. Natürlich ist das Ganze zunächst auf die Apple-Infrastruktur beschränkt, sprich: Es geht nur mit iPhone, Apple-Watch, iPad und Macbook. Je nach Gerät sogar nur in Teilen – oder gar nicht (siehe: Welche Geräte unterstützen Apple Pay?). Bei Online-Zahlungen muss zum Beispiel Safari verwendet werden, bei Apple Pay Cash-Transaktionen ist die Nachrichten-App zwingend. Das mag auf den ersten Blick lästig sein – sorgt aber für zuverlässige Sicherheit des Systems.

Wo kann ich Apple Pay nutzen?

Grundsätzlich ersetzt Apple Pay alle gängigen Zahlungsmethoden. Der Dienst kann in Geschäften, Restaurants, an Tankstellen, Online oder beim privaten Zahlungsaustausch verwendet werden. Allerdings müssen sowohl der Zahlungsempfänger, als auch die eigene Bank des Zahlungsversenders die Technik unterstützen – auch das dient der Sicherheit. Das bedeutet, dass Apple Pay sich nur dort einsetzen lässt, wo der Dienst dediziert unterstützt wird: Unternehmen, die Apple-Pay-Zahlungen anbieten wollen, müssen also technisch nachrüsten.

Apple zufolge bieten Händler wie C&A, Esprit, Tchibo oder Tank & Rast ihren Kunden ab heute die Möglichkeit, mit Apple Pay zu bezahlen. Außerdem wird die Bezahlmethode von Apps und Websites wie Foodora, mytaxi, Hunter Boot und Adidas unterstützt. Nahverkehrs-Apps, wie Berlin BVG FahrInfo, BVG Berlin Tickets und Osnabrück VOS Stadtpilot, erlauben Apple Pay innerhalb der App. Kunden können außerdem ihre Eintrittskarten für verschiedene Stadien, darunter die Allianz Arena, zu Apple Wallet hinzufügen und sie damit ab sofort komfortabel und sicher direkt auf ihrem iPhone speichern.

Wo Sie das Apple-Pay-Logo sehen, können Sie auch mit Apple Pay bezahlen.
Wo Sie das Apple-Pay-Logo sehen, können Sie auch mit Apple Pay bezahlen.
Foto: Apple

Wie sicher ist Apple Pay?

Apple Pay ist sicherer als die reine Zahlung per Kreditkarte, egal ob mit RFID oder per Eingabe der Kartendaten beziehungsweise Zahlung im Terminal, etwa in einem Restaurant. Denn das iPhone verlangt, anders als eine Kreditkarte, vor Zahlungsabwicklung eine Authentifizierung per Face-ID oder Touch-ID. Erst danach wird die sogenannte Geräteaccountnummer, ein Transaktionscode und ein dynamischer Sicherheitscode an das Kassenterminal des Geschäfts gesendet, wodurch die Zahlung eindeutig identifiziert werden kann. Praktisch dabei: Die in der Apple Pay Wallet hinterlegte Kreditkarte bleibt anonym, ein Missbrauch der Kartendaten ist also nahezu ausgeschlossen. Der Verkäufer kann die Person des Käufers nicht identifizieren, diese Daten werden eben durch die oben genannten Codes ersetzt.

Welche Banken unterstützen Apple Pay?

Kunden mit Karten von Banken wie American Express, Deutsche Bank, HVB, comdirect, N26, o2 Banking, Hanseatic Bank, boon, bunq, fidor Bank, Edenred und VIMPay können ab sofort Apple Pay nutzen, weitere wollen folgen. Im Zweifel sollten Sie Ihre Bank oder Ihren Kreditkarten- oder Zahlungsanbieter nach der Apple-Pay-Unterstützung fragen.

Namhafte Kreditkartenunternehmen unterstützen Apple Pay.
Namhafte Kreditkartenunternehmen unterstützen Apple Pay.
Foto: Apple

Wie bezahle ich mit Apple Pay im Geschäft?

Für die bargeldlose Zahlung im Geschäft kommt dabei Near-Field-Communication (NFC) zum Einsatz: Das iPhone wird dazu in das nur eine sehr kurze Distanz abdeckende Feld eines Empfängers gehalten, anschließend müssen Sie die Zahlung bestätigen. Die Technik ist vergleichbar mit der kontaktlosen Zahlmethode per RFID-Chip, die mit vielen Kreditkarten inzwischen möglich ist. Apple Pay ist jedoch deutlich sicherer, da Sie die Zahlung jedes Mal per Face-ID oder Touch-ID und nicht nur via PIN bei höheren Summen autorisieren müssen.

Wie bezahle ich online mit Apple Pay?

Natürlich ist es auch möglich, Online-Zahlungen per Apple Pay im Safari-Browser abzuwickeln. Genau wie bei der Zahlung im Geschäft wird dabei aber nicht die Kreditkartennummer samt Sicherheitscode übertragen, sondern einfach nur die Geräteaccountnummer, eine Transaktionsnummer und andere abstrakte Daten. Dabei werden die Daten mittels eines Schlüssels mit dem Anbieter ausgetauscht. Autorisiert wird mit Touch-ID, was bedeutet, dass nur Macs mit Touch-Bar selbstständig Apple Pay verwenden können. Für Geräte ohne Touch-ID-Funktion wird für die Autorisierung zusätzlich ein iPhone oder eine Apple Watch benötigt. Wichtig: Genau wie Offline-Geschäfte müssen auch Online-Shops Apple Pay unterstützen, andernfalls müssen Sie zu klassischen Zahlungsmethoden greifen.

Welche Geräte unterstützen Apple Pay?

Grundsätzlich unterstützen alle Apple-Geräte Apple-Pay, sofern die aktuellste MacOS- und iOS-Version auf dem Gerät läuft. Das bedeutet, dass iPhones ab dem iPhone 5S, iPads ab dem iPad Mini 2 und Air, alle Macs ab ca. Baujahr 2011 sowie die Apple Watch in den Genuss der Zahlungsmethode kommen. Allerdings unterscheidet sich der Umfang der Zahlungsmethoden je nach Gerät: Für Zahlungen im Geschäft oder im ÖPNV können nur iPhone und Apple Watch verwendet werden, für Zahlungen innerhalb von Apps ist zusätzlich das iPad geeignet. Auf dem Mac sind nur Zahlungen in Online-Shops möglich, sofern der Anbieter Apple Pay unterstützt.

Dreh- und Angelpunkt von Apple Pay ist das iPhone. Allerdings funktioniert Apple Pay auch mit der Apple Watch.
Dreh- und Angelpunkt von Apple Pay ist das iPhone. Allerdings funktioniert Apple Pay auch mit der Apple Watch.
Foto: Apple

Wie wird mit Apple Pay abgerechnet?

In der Apple-Pay-Wallet können mehrere Zahlungsarten und Kreditkarten hinterlegt werden. Diese können als Favorit ausgewählt oder bei Bedarf als Zahlungsart ausgewählt werden. Apple Pay ist vom jeweiligen Anbieter freigeschaltet, wodurch Apple Pay direkt mit dem Anbieter abrechnet. Das ist vergleichbar mit bestehenden Online-Zahlungssystemen, etwa Google Pay oder Paypal. Letzteres arbeitet ebenfalls an einer Apple-Pay-Integration. Zusätzlich zur Abrechnung über den jeweiligen Zahlungsanbieter verfügt die Apple-Pay-Wallet über eine Zahlungshistorie, in der Sie, vergleichbar mit einem Bankingprogramm, alle Zahlungen rückschauend überblicken können. Transaktionsdetails werden dabei nicht an den Anbieter übermittelt – diese Daten bleiben bei Apple.

Apple Pay funktioniert weltweit und vergleichsweise sicher

Einer der größten Vorteile von Apple Pay ist, dass das System grenzüberschreitend funktioniert. Wo Apple Pay eingesetzt werden kann, ist Apple Pay gültig. Gerade wer geschäftlich viel im Ausland ist, wird diese Möglichkeit schätzen: Apple Pay ist so angelegt, dass es gegebenenfalls auch Bargeld ersetzen kann, was zum Beispiel einen Geldwechsel überflüssig macht. Und durch die höhere Sicherheit gegenüber Kreditkarten besteht kein Risiko, dass Karten in betrügerischer Absicht kopiert, unerwünscht ausgelesen oder schlicht gestohlen werden. Und weil alle Apple-Pay-Daten auch im iPhone-Backup – und damit in der iCloud – gesichert werden, ist selbst der Verlust des durch Face-ID und Touch-ID höchstgradig gesicherten iPhones kein Problem: Ein neues Gerät übernimmt mit dem Backup einfach die Daten des verlorenen. Und ein Dieb oder Finder kann nichts damit anfangen.

Per Touch-ID oder Face-ID werden Zahlungen autorisiert. Das macht Apple Pay zu einer recht sicheren Zahlungsmethode.
Per Touch-ID oder Face-ID werden Zahlungen autorisiert. Das macht Apple Pay zu einer recht sicheren Zahlungsmethode.
Foto: Apple

Apple Pay auf dem iPhone und iPad einrichten: So geht’s:

Wie sie sehen, bietet Apple Pay eine ganze Reihe von Vorteilen und sollte deshalb auf jedem Apple-Gerät eingerichtet werden. Auf dem iPhone und iPad ist das ein Kinderspiel:

1. Öffnen Sie die Wallet-App.

2. Drücken Sie auf das „+“-Symbol.

3. Ein Kamera-Fenster öffnet sich. Scannen Sie die Kreditkarte. Alternativ können Sie die Daten manuell hinzufügen.

4. Gegebenenfalls müssen Sie zu Verifizierung noch zusätzliche Schritte durchführen, die je nach Kreditkartenunternehmen oder Bank unterschiedlich sind, etwa um die Karte mit Apple Pay zu autorisieren. Diese Infos entnehmen Sie den Unterlagen oder der Website Ihrer Bank.

5. Fertig: Die Karte kann jetzt mit Apple Pay verwendet werden.

Apple Pay auf der Apple Watch einrichten: So geht’s:

1. Öffnen Sie die Apple-Watch-App auf dem iPhone und gehen Sie zum Reiter „Meine Watch“.

2. Tippen Sie auf „Wallet & Apple Pay“.

3. Tippen Sie auf „Kreditkarte hinzufügen“. Alternativ können Sie Pay-Karten, die Sie schon auf anderen Devices eingebunden haben, verwenden.

4. Mit Druck auf „Weiter“ wird die Karte durch die Bank verifiziert, wozu gegebenenfalls weitere Schritte notwendig sind. Auch hier hilft Ihnen ihre Bank oder Ihr Kreditkartenunternehmen.

5. Mit einem weiteren Tipp auf „Weiter“ ist die Karte einsatzbereit und kann mit Apple Pay in der Apple Watch verwendet werden.

Apple Pay auf dem Mac einrichten: So geht’s:

Apple Pay unterstützt derzeit nur direkte Zahlung von Macs mit Touch-ID-Funktion, also den aktuellen Macbook Pros. Alle anderen Geräte müssen auf iPhone oder Apple Watch zurückgreifen. Auf dem Macbook Pro mit Touch-ID können Sie Apple Pay folgendermaßen einrichten:

1. Öffnen Sie die Systemeinstellungen.

2. Wählen Sie „Wallet & Apple Pay“.

3. Klicken Sie auf „Karte hinzufügen“.

4. Folgen Sie den Einrichtungsschritten für eine neue Karte. Sie können auch eine bestehende Kreditkarte oder Zahlungsmethode aus iTunes übernehmen.

5. Ein Klick auf „Weiter“ sorgt für die Verifizierung der Informationen bei der Bank. Hier müssen Sie gegebenenfalls weitere Schritte, die von Ihrer Bank abhängig sind, durchführen.

6. Nach Abschluss der Verifizierung klicken Sie erneut auf „Weiter“: Die Karte ist jetzt eingebunden und Apple Pay einsatzbereit.

(Macwelt)