Jobs denkt über Dauerjob nach

Apple organisiert seine Distribution neu

17.10.1997

Apple-Gründer Jobs sagte, er werde sich auf einen ausgedehnten Spaziergang am Strand begeben und über die Möglichkeit nachdenken, sich langfristig an der Spitze des Konzerns zu plazieren. Indirekt gab er damit zu erkennen, daß offensichtlich kein Manager bereit ist, auf Apples bestbezahltem Schleudersitz Platz zu nehmen, um als Erfüllungsgehilfe von Aufsichtsratsmitglied Jobs zu fungieren, der bei dem Mac-Hersteller den Ton angibt. Apple-Sprecherin Katie Cotton widersprach dieser Darstellung energisch: "Steve Jobs hat niemals gesagt, er überlege, das Wort ,InterimÈ aus seinem Titel zu streichen."

Die programmatische Rede von Jobs zur Zukunft von Apple konnte die Herzen der Zuhörer nicht erwärmen. Viele Versprechungen waren zu hören und nur wenig Konkretes zu erfahren über Heilmittel, die Apple gesunden lassen sollen.

Jobs kündigte allerdings an, Apple werde innerhalb der kommenden 90 Tage "sehr innovative Einzelheiten bezüglich der Distribution von Apple-Systemen" ankündigen. Genauer wollte er sich auch dazu nicht äußern.

Unternehmenssprecher Frank Limbacher bei der deutschen Apple-Dependance in Freising hielt sich sehr bedeckt ob des Themas, das Händler in Unruhe versetzen dürfte. Man sei hier noch über keine Einzelheiten informiert. Er wollte auch nicht sagen, ob die Modifikationen im Distributionsverfahren auf Europa und Deutschland übertragen werden würden. Nicht ausschließen konnte er aber, daß auch hierzulande Apple-Händler vor eine neue Situation gestellt werden.

Jobs blieb ferner Details schuldig zur Ankündigung, das Unternehmen wolle 1998 völlig neue Produkte auf den Markt bringen. Um Macintosh-Rechner mit Geräten wie Druckern oder Kameras zu verbinden, werde der Hersteller 1998 zudem Unterstützung für Apples Kopplungstechnologie "Firewire" anbieten. Außerdem werde Apple die Universal-Serial-Bus-(USB-)Technologie in seinen Systemen nutzen.

Jobs verspricht sich ferner viel von der Entwicklungssoftware "Quicktime", Version 3.0. Mit diesem Werkzeug wird es möglich sein, Videoclips im Web sofort, also im sogenannten Echtzeitverfahren zu bearbeiten. Quicktime werde als Windows-Version verfügbar sein. Ab Sommer 1998 soll Quicktime das Digital-Versatile-Disk-(DVD-)Verfahren unterstützen.

Schließlich versicherte Jobs allen Mac-OS-Benutzern, dieses Betriebssystem werde fortleben. Es sei nicht daran gedacht, quasi eine "Gehirntransplantation vorzunehmen vom Mac-OS auf Rhapsody", dem auf Nextstep basierenden neuen Betriebssystem von Apple. Dieses soll 1998 marktreif sein.