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Apple: iTunes ist Distribution, nicht Produktion

31.03.2006
Im Prozess gegen die Beatles-Rechtefirma Apple Corps hat Apple Computer gestern darauf plädiert, dass sein iTunes Music Store lediglich zur Verteilung von Musik diene.

Mit dem Geschäft der Musikproduktion habe er aber nichts zu tun, verkündete Apples Anwalt Anthony Grabiner zu den Klängen von Antonio Vivaldis "Gloria" (tags zuvor hatte er noch den Disco-Klassiker "Le Freak" von Chic zur Untermalung gewählt). Der iTunes Music Store diene lediglich zur Datenübertragung und verwende das Apple-Logo, um anzuzeigen, dass die iTunes-Software von Apple entwickelt worden sei - das habe aber nichts mit der verkauften Musik zu tun.

Die Beatles-Verwertungsfirma Apple Corps will per Einstweiliger Verfügung erzwingen, dass Apple Computer sein Apfel-Logo nicht länger im iTunes Music Store und in Werbung dafür verwenden darf. Sie selbst hat ebenfalls einen Apfel als Logo, dieser ist allerdings grün und nicht angebissen.

In einem Vergleich beider Firmen aus dem Jahr 1991 erhielt Apple Corps das exklusive Recht, den Apfel als Namen und Logo bei der Kreation von Musik zu verwenden, unabhängig davon ob diese "in greifbarer oder nicht greifbarer Form" vorliegt. Apple dagegen wird explizit untersagt, Musik-CDs unter dem Apple-Logo anzubieten; es darf aber Rechner und Software anbieten, mit der sich Musik abspielen oder ausstrahlen lässt. Apple Computer darf ferner Musik "liefern", solange diese nicht in physikalischer Form vorliegt.

Lord Grabiner räumte vor Gericht ein, das bei iTunes zum Teil Musikstücke und Kompilationen - etwa von U2 oder Stevie Wonder - zu haben sind, die man nirgends sonst kaufen kann. Deren Menge - 50 Titel aus dem Gesamtkatalog von 3,6 Millionen - sei so gering, dass er irrelevant sei.

Nachdem der Apple-Anwalt das "Gloria", dargeboten vom Chor des King's College der Cambridge University, teilweise heruntergeladen hatte, ließ er sich in iTunes die Informationen zum Copyright anzeigen - das Urheberrecht hält die Plattenfirma EMI Group (die auch die Songs der Beatles publiziert). "Es ist offensichtlich, dass Apple nicht die Quelle des Inhalts ist", plädierte Grabiner. "Es ist nicht denkbar, dass jemand annehmen könnte, der Content sei im Besitz von Apple Computer oder das Apfel-Logo sei ein Hinweis auf den Ursprung."

Der Prozess soll in der kommenden Woche beendet werden. (tc)