Werbung am Marriot-Hotel

Apple in Las Vegas: Gewagtes Plakat

08.01.2019
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Nicht alles, was in Las Vegas derzeit passiert, bleibt auch in Las Vegas. Darum kümmert sich auch Apples Marketing.

Apple ist zwar auf der CES präsenter als in den letzten Jahren – kündigt etwa an, iTunes-Inhalte und Airplay 2 auf Samsung-Smart-TVs zu bringen oder stellt Pressevertretern HomeKit-Lösungen von Partnern vor, unterhält dort aber weiterhin keinen eigenen Stand. Mit einer gigantischen Werbeanzeige am Marriot-Hotel macht der iPhone-Hersteller aber auf sich aufmerksam: Eine Seite des Gebäudes ist komplett in schwarz verkleidet, auf dem Plakat ein stilisiertes iPhone abgebildet und der der Slogan gedruckt: "What happens on your iPhone, stays on your iPhone."


Foto: Mark Hachman/IDG

Apple spricht damit auf den bekannten Slogan der Glücksspielerstadt Las Vegas an und verweist implizit auf die Sicherheit und den besseren Datenschutz des iPhones. Doch hat die Sache einen Haken, wie unser Macworld-Kollege Michael Simon erläutert. Gewiss mag Apple die Privatsphäre seiner Kunden besser respektieren als manch andere Hersteller: iMessages sind von Ende zu Ende verschlüsselt, Maps erstellt keine individuellen Profile, FaceID ist so sicher wie sonst keine Authentifizierung und was Siri auf dem iPhone erledigt, bleibt auch auf dem Gerät.

Doch ironischerweise zeigt gerade der Ort des haushohen Displays, dass der Slogan unbedingt eine Fußnote benötigt hätte: "Sofern Sie keine Apps und Services von Dritten nutzen". Denn hier gelten Apples strenge Anforderungen nicht mehr - gerade Kunden der Marriot-Kette sollten das wissen, denn der Hotelkonzern hatte erst kürzlich ein Datenleck berichten müssen, über das fünf Millionen Datensätze mit Passwörtern im Klartext abgeflossen waren.

Vor zehn Jahren hatte Apple letztmals eine Consumer-Messe mit einer eigenen Präsenz beehrt, die Macworld Expo in San Francisco, die ab dem 15. Januar 2009 das Publikum lockte. Apples Marketingchef Phil Schiller legte dabei in Vertretung des ernsthaft erkrankten Steve Jobs einen eher lustlosen Auftritt hin, als neue Hardware gab es ein 17-Zoll-Macbook-Pro im Aluminiumdesign, an sich schon zu Beginn ein Auslaufmodell. (Macwelt)