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Apple gibt IBM den Laufpass

07.06.2005
Der kalifornische Computerhersteller will in etwa einem Jahr erste Rechner mit dem Logo "Intel Inside" auf den Markt bringen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Apple hat wie bereits vermutet, Intel als künftigen Prozessorlieferanten auserkoren und damit den bisherigen Partner IBM düpiert. Der kalifornische Computerhersteller will in etwa einem Jahr erste Rechner mit dem Logo "Intel Inside" auf den Markt bringen. Bis Mitte 2007 sollen dann alle Computer umgestellt sein. Das Thema wird auch auf dem Computerwoche-Blog diskutiert.

Intel-CEO Paul Otellini und Apple-Chef Steve Jobs nahmen die Worldwide Developer Conference in San Francisco von Apple zum Anlass, die Abkehr vom "Power PC" zu verkünden (Hier geht es zu einem Konferenzbericht der CW-Schwesterzeitschrift "Macwelt").

Jobs begründete den Schritt mit der überzeugenden Roadmap des neuen Chiplieferanten. Über IBMs Prozessorentwicklung hatte sich Apple schon länger geärgert. So konnte der Konzern keinen mit 3 Gigahertz getakteten Prozessor für den "G5" und auch keine Notebook-Variante des Chips liefern. Dem Apple-Chef zufolge waren bei der Entscheidung weniger die aktuellen Produkte als vielmehr die bereits angekündigten Prozessorlinien ausschlaggebend.

Um den teilweise schockierten Zuhörern zu signalisieren, dass der Umstieg kein großes Problem darstelle, zeigte Apple eine für den Intel-Chip angepasste Vorabversion des Betriebssystems "Mac OS X Tiger". Laut Apple werde es Softwarehäusern mittels eines "Developer Transition Kit" wenig Probleme bereiten, Software auf die neue CPU-Plattform zu migrieren. Allerdings muss der Hersteller hier erst einmal die Entwickler überzeugen.

Um sowohl Kunden als auch Partner zu beruhigen, verspricht Apple Rückwärtskompatibilität für Software, die mit der Entwicklungsumgebung "Xcode" geschrieben wurde. Allerdings nutzen noch nicht alle Produzenten von Apple-Software dieses Tool. Außerdem soll ein mit den ersten Apple-Rechnern mit Rechenherz von Intel ausgeliefertes Programm namens "Rosetta" für Power-PC-Rechner geschriebene Applikationen auf der neuen Hardware lauffähig machen.

Obwohl der neue Abnehmer für CPUs prominent ist, zählt Apple doch eher zu den kleineren Kunden von Intel, auf den derzeit rund 2,3 Prozent der weltweiten PC-Verkäufe entfallen.

Bereits im Mai wurden Gerüchte über einen CPU-Schwenk der in Kalifornien beheimateten Computerfirma kolportiert (Computerwoche Online berichtete). Damals wurden neben Kostenvorteilen als mögliche Gründe technische Vorzüge der Intel-Systeme in punkto Dual-Core und Energieverwaltung im mobilen Umfeld angeführt. Zudem wäre es dann möglich, Windows-Code direkt auf der Hardware zu betreiben. Bisher ist dies den Apple-Kunden nur über Emulationsprogramme oder virtuelle Maschinen möglich.

Während Big Blue Apple als Prozessorkunden verliert, hofft der weltgrößte IT-Konzern auf CPU-Umsätze mit den Spielekonsolenherstellern Microsoft, Nintendo und Sony. Zudem entwickelt IBM gemeinsam mit Sony und Toshiba den "Cell"-Chip. (fn)