Cisco, SAP und Co

Apple-Geräte drängen in die Unternehmen

10.01.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der Trend weg vom PC hin zu Tablets und Smartphones beschert Apple neue lukrative Kunden: Unternehmen.

Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf unter anderem Zahlenmaterial von Forrester Research. Im Jahr 2012 seien rund acht Prozent der weltweiten Ausgaben von Firmen und Behörden für Computer und Tablets in Apple-Hardware geflossen nach nur einem Prozent 2009. Bis 2015 soll der Apple-Anteil an den Hardware-Budgets sogar auf elf Prozent steigen. Dabei wird das iPhone (das Steve Jobs gestern vor sieben Jahren erstmals der Öffentlichkeit präsentierte), oftmals der "Türöffner" für Apple-Geräte in Unternehmen, noch nicht einmal mitgezählt.

Mit dem MacBook Air läutete Apple schon Jahre vor Intel den Trend zu dünnen und leichten Notebooks mit langer Akkulaufzeit ein.
Mit dem MacBook Air läutete Apple schon Jahre vor Intel den Trend zu dünnen und leichten Notebooks mit langer Akkulaufzeit ein.
Foto: Apple

Als ein Beispiel für den Erfolg von Apple in Firmen führt das "WSJ" den Netzausrüster Cisco Systems an. Der hatte im Jahr 2009 eine BYOD-Richtlinie eingeführt, in deren Rahmen Mitarbeiter selbst Smartphones oder Tablets kaufen konnten, die Cisco in bestimmten Fällen auch bezahlt. Mittlerweile sind rund drei Viertel der von der Cisco-IT unterstützten Mobilgeräte iPhones und iPads.

Doch damit nicht genug: Auch Laptops von Apple breiteten sich bei Cisco rasch aus, nachdem der Konzern Mitarbeitern diese als Alternative zu Windows-Rechner anbot. Heute sind dem Bericht zufolge schon ein Viertel der von Cisco gestellten Notebooks - rund 35.000 - MacBooks von Apple. Zwar kosten die mehr als ihre Windows-Pendants, die Gesamtkosten über die Nutzungszeit inklusive Wartung, Support liegen nach Einschätzung der Cisco-Managerin Sheila Jordan aber gleichauf.

Lange Zeit eigneten sich Apple-Rechner nicht gut für Unternehmen, weil viele Business-Anwendungen nur für Windows geschrieben waren. Dank immer Web-basierender Applikationen wird diese Einschränkung langsam hinfällig. Cisco stellt seinen Mac-Nutzern zusätzlich Virtualisierungssoftware bereit, mit der sie auf Windows-Programme zugreifen können (seit Apple auf Intel-Prozessoren umgeschwenkt hat ist das quasi ohne Performance-Einbußen möglich mit Tools wie Parallels Desktop oder VMware Fusion).

Die stärkere Nutzung von Apps in Unternehmen beschert Apple zusätzlichen Rückenwind. Cisco hat kürzlich einen firmeninternen App Store gestartet, in dem seine Angestellten fast 60 Progrämmchen für Aufgaben wie Instant Messaging, Zeiterfassung oder Web-Konferenz auf ihre Geräte laden können.

Auch immer traditionelle Anbieter von Business-Software bieten ihre Lösung zumindest in Teilen auch für Tablets und Smartphones an. Salesforce.com, Pionier für CRM-Software im SaaS-Modell, sagt dass die meisten seiner Apps auf Apple-Geräte geladen werden.

Auch bei der SAP AG können mobile Nutzer viele Aufgaben erledigen, die früher einen Schreibtischrechner erforderten. Die Apps reichen dabei vom CRM bis hin zu Workflows, mit denen Manger Spesenabrechnungen oder Urlaubsanträge freigeben können. Michael Golz, CIO von SAP Americas, sagt, das Unternehmen gehe immer öfter mit der Perspektive "Warum soll wir das nicht Mobile first machen?" an seine Produkte heran. SAP setzt bei seiner weltweiten Belegschaft rund 27.000 iPhones und 25.000 iPads ein (die mit dem hauseigenen MDM von Afaria verwaltet) und gehört damit ebenfalls zu Apples Großkunden.

In der Vergangenheit hatte sich Apple kaum um Verkäufe an Unternehmen bemüht. Unter der Ägide von CEO Tim Cook scheint sich das aber zu ändern - Apple erleichtert zum Beispiel die Anbindung von iPhone und iPad an E-Mail-Systeme in Firmen und verbessert den Schutz sensibler Informationen. Im neuen Mac-Betriebssystem OS X "Mavericks" etwa gibt eine ganze Menge neue Sicherheits- und Verschlüsselungstechnik, die explizit auf Geschäftskunden abzielt.

Wenn Unternehmen eigene Apps entwickeln, dann tun sie das ebenfalls überwiegend für die Apple-Plattform. Mehr als 90 Prozent aller Business-Apps wurden nach Angaben von Good Technology, mit dessen Lösungen mehr als 5000 Unternehmen ihre mobilen Devices managen, auf iOS ausgerollt. Allerdings holt hier die Android-Plattform von Google auf - unter anderem weil es dort mehr Auswahl bei Preisen und Gerätespezifikationen gibt; Letzteres erschwert allerdings wieder die Inhouse-Entwicklung mobiler Apps.

Apples neue Erfolge in der Unternehmenswelt (und immer öfter auch im Handel, in den USA zum Beispiel bei Nordstrom oder Urban Outfitters) könnten allerdings auch neue Herausforderungen bedeuten, schreibt das "Wall Street Journal" - es gebe nicht viele Technologiefirmen, die den Spagat geschafft hätten, sowohl als Enterprise- als auch als Consumer-Marke erfolgreich zu sein.