US-Firmen profitieren vom PC-Bedarf europäischer Unternehmen

Apple Europa mit jährlichen Zuwachsraten von 40 Prozent

10.08.1990

PARIS (IDG) - Da der US-Computermarkt nur noch langsam wächst, suchen immer mehr amerikanische Hersteller ihr Heil auf den internationalen Märkten. Mit Erfolg - die Apple Computer Inc. zum Beispiel verdankt 42 Prozent ihres gesamten Nettoverkaufs dem Geschäft mit außeramerikanischen Abnehmern.

Den Mammutanteil seines internationalen Umsatzes generiert der Mac-Hersteller in Europa. 1989 noch eine 1,2 Milliarden Dollar Company, erreicht Apple Europa Wachstumsraten von 40 Prozent - davon können die meisten US-Produzenten nur träumen.

Jean Calmon, Direktor für strategische Geschäftsentwicklung bei Apple Europa, sieht vor allem im noch nicht gesättigten Markt den Erfolg begründet: "Was die Marktreife betrifft, hinkt Europa noch zwei bis drei Jahre hinter den USA hinterher."

Die International Data Corp. (IDC) geht allerdings davon aus, daß sich das Gesamtwachstum auf dem Alten Kontinent abschwächt. In diesem Jahr soll sich der professionelle europäische DV-Markt den Auguren zufolge "nur" um 36 Prozent ausweiten - im vergangenen Jahr waren es noch 16 Prozent mehr. Die Tendenz der Prognose scheint durch Apples Zuwachsrate im internationalen Geschäft bestätigt zu werden: Sie lag im vergangenen Quartal um neun Prozent unter der des Vorjahreszeitraums.

Calmon bestätigt zwar, daß das Wachstum von Apple Europe im Großkundengeschäft nicht mehr so rasant ist, aber er macht dafür den ressourcenzehrenden Versuch des Herstellers verantwortlich, die Händlerschiene zu verstärken: "Wir haben nicht genug Leute, um alles auf einmal anzugehen."

Um die Abschwächung und den Verlust von Marktanteilen aufzufangen, konzentriert sich Apple auf die Ausweitung bereits vorhandener Märkte und auf das Eindringen in neue Gebiete. Gegenwärtig kommen 21 Prozent des Umsatzes aus dem Bildungsbereich. Allerdings war das Wachstum in diesem Teilmarkt "nur durchschnittlich", bedauert Calmon. Das Problem liege im Fehlen entsprechender Software. Die Lösung sieht das Unternehmen im Bereitstellen von Software-Tools, die Drittanbieter dazu ermuntern sollen, Lernsoftware zu entwickeln.

Außerdem versucht Apple von der Bundesrepublik Deutschland und von Schweden aus, einen Brückenkopf in Osteuropa zu etablieren, allerdings nicht, um dort schnelles Geld zu machen: "Wir erwarten in den nächsten zwei Jahren keine großen Gewinne", betont Marketing-Direktor Guerrino De Luca. Autorisierte Händler werden seinen Angaben zufolge zuerst in der DDR, in Ungarn und in der Sowjetunion in Aktion treten.