Differential Privacy

Apple erklärt die Hintergründe der Datensammlung

08.12.2017
Von 
Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
Erstmals hat Apple die Hintergründe seines Privacy-Konzept Differential Privacy in einem Dokument ausführlich offengelegt.

Im Vergleich zu Google und Amazon ist Apple sehr zurückhaltend bei der Auswertung von Nutzeraktiviertäten, bei der Weiterentwicklung von iOS und macOS ist dies aber ein großer Nachteil. Um gleichzeitig die Privatsphäre der Nutzer zu schützen aber auch Nutzungsdaten zu gewinnen, hat Apple deshalb das Konzept der Differential Privacy entwickelt: Bestimmte Nutzerdaten werden gesammelt, aber noch auf dem Gerät anonymsiert. In einem neuen Dokument seines Machine Learning Journals hat Apple jetzt das Konzept näher erläutert und auch viele der verwendeten Algorithmen veröffentlicht.

Erfasst wird von Apple etwa die Nutzung von Emojis
Erfasst wird von Apple etwa die Nutzung von Emojis

Mit den Formeln wird wohl kaum ein Anwender viel anwenden können, interessant sind aber auch die von Apple erfassten Nutzungsarten. In welchen Bereichen Apple Daten sammelt, wirkt nach unserem Eindruck wenig bedrohlich. So sammelt das System etwa Adressen von Webseiten, die besonders viel Energie verbrauchen und den Arbeitsspeicher stark belasten.

Viel Wert legt Apple aber anscheinend auch auf ein besonders zuverlässig funktionierendes System für Wortvorschläge bzw. die Autokorrektur: Neue populäre Wörter, Ausdrücke oder Trend-Themen wie „Mayweather“ oder „Leia“ werden ebenfalls gesammelt und dann vorgeschlagen. Sehr wichtig sind für Apple auch die beliebten Emoji, die ja ebenfalls Teil der QuickType-Vorschläge sind. Da Apple große Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen festgestellt hat, werden beispielsweise je nach Sprachwahl verschiedene Emoji vorgeschlagen.

Franzosen mögen offensichtlich andere Emojis als Amerikaner.
Franzosen mögen offensichtlich andere Emojis als Amerikaner.

Mehr Komfort ermöglicht außerdem die Sammlung von Webseiten, bei denen die Nutzer Auto-Play für Videos und Audiodateien aktivieren. Dazu gehören neben bekannten Streaming-Seiten populäre Video-Dienste und Online-Kursangebote.

Hier werden etwa Daten der Emoji-Nutzung übermittelt.
Hier werden etwa Daten der Emoji-Nutzung übermittelt.

Etwas sensibler ist das Theme Health Kit, hier will Apple vor allem wissen, welche Art von Gesundheitsdaten die Nutzer besonders interessieren. Laut Studie handelt es sich aktuell vor allem um Schlafdaten, Herzfrequenz, reproduktive Gesundheit und Achtsamkeit.

Nicht vergessen sollte man außerdem, dass es sich bei Differential Privacy um ein Opt-In-System handelt, bei dem der Nutzer der Weitergabe seiner Daten erst einmal zustimmen muss. Welche Daten dann Apple anonymisiert (und nur einmal täglich) weiterleitet, kann man sowohl unter iOS und macOS nachprüfen: Unter iOS findet man die Daten in den Einstellungen unter Datenschutz/Analyse/Analysedaten, diese finden sich unter der Bezeichnung "DifferentialPrivacy_Datum", macOS-Nutzer können die Daten per Konsole einsehen. (Macwelt)