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Apple erfindet mal wieder den iPod neu

06.09.2007
Steve Jobs hat gestern den neuen "iPod touch" mit der gleichen Multi-touch-Bedienung wie beim iPhone vorgestellt. Frühe Käufer des Kult-Smartphones werden aber fluchen - ab sofort ist das Gerät 200 Dollar billiger…

Eines steht fest: Robbie Bach, Steve Ballmer und alle anderen Manager bei Anbietern von iPod-Konkurrenzprodukten werden vermutlich kreidebleich, wenn sie sich auf apple.com die "Guided Tour" zum neuen iPod touch anschauen: Die Benutzerführung des Geräts ist - wie auch die des iPhone - dem Wettbewerb schlicht um Lichtjahre voraus (findet jedenfalls der Autor dieses Beitrags, der Apple ohne Zweifel sehr mag, aber nicht vergöttert).

Foto: Apple

Im Wesentlichen handelt es sich beim iPod touch um ein iPhone ohne Telefoniefunktion, dafür aber mit Wi-Fi. Über das drahtlose Netz kann man Musik "over the air" im flankierend gestarteten iTunes Wi-Fi Music Store kaufen. Apple hat auch gleich eine WLAN-Partnerschaft mit der Kaffeekette Starbucks geschlossen, in dessen (US-)Läden Besitzer eines iPod touch kostenlos drahtlos surfen dürfen. Das wird zuerst in New York und Seattle - wo Apples Rivalen Microsoft ("Zune") und Amazon.com sitzen - und in der Bay Area rund um San Francisco ausgerollt.

Mit dem iPod touch kann man aber nicht bloß Musik hören und kaufen, sondern auch Videos im Breitbildformat anschauen, über den Browser Safari im Web surfen oder YouTube-Videos anschauen. Apple hat das alles in ein weniger als acht Millimeter dickes Gehäuse verpackt und bietet zwei Varianten mit 8 Gigabyte (299 Euro) und 16 Gigabyte (399 Euro) an. Zu den Preisen später noch mehr. Der Akku ist wie beim iPod leider üblich fest verbaut, laut Hersteller reicht eine Ladung für 22 Stunden Musik- oder fünf Stunden Video-Wiedergabe. Auf Apples Website finden Interessierte die übrigen technischen Daten des iPod touch.

Ebenfalls neu: iPod nano und classic

Foto: Apple

Steve Jobs stellte außerdem Nachfolger für den iPod nano und 5G vor. Der neue nano hat ein 65 Prozent helleres 2-Zoll-Display mit 320 x 240 Bildpunkten bei hoher Auflösung von 204 Pixel pro Zoll (dpi), auf dem er Videos abspielen und Alben-Cover in "Coverflow"-Darstellung anzeigen kann. Allerdings ist er durch das größere Display erheblich uneleganter und -proportionierter als der Vorgänger geraten (finden jedenfalls wir). Der Preis bleibt mit 149 Euro für die Variante mit 4 GB respektive 199 Euro für das 8-GB-Modell gleich.

Foto: Apple

Die Nachfolge des bisherigen "großen" Video-iPod tritt nun der neue "iPod classic" an. Der steckt nun wie seine kleineren Brüder shuffle und nano ebenfalls in einem Aluminiumkleid (die Rückseite ist weiter aus poliertem Edelstahl) in silber oder schwarz. Sein Display bietet mit 2,5 Zoll Diagonale noch etwa mehr Platz als beim nano. Dafür kann er aber drastisch mehr Musik, Videos oder Daten transportieren - auf seine interne Festplatte passen nun je nach Ausführung 80 oder 160 GB. Der Preis des iPod classic liegt mit 249/349 Euro um 20 Euro unter dem des Vorgängers, den es in Varianten mit 30 und 80 GB gab.

Klingeltöne

Bislang nur für die US-Kundschaft von Interesse ist die Möglichkeit, aus iTunes (neu in Version 7.4) heraus auch Klingeltöne für das "iPhone" zu erzeugen. Dazu lässt sich aus mehr als einer Million Songs ein 30-Sekunden-Ausschnitt auswählen und auf das Apple-Smartphone übertragen. Das kostet 99 Cent pro Ringtone, vorausgesetzt man hat den jeweiligen Titel vorher auch schon in voller Länger erworben.

iPhone-Preissturz

Foto: Apple

Wie anfangs bereits erwähnt, hat Apple so nebenbei auch den Preis des iPhone radikal gesenkt: Es kostet nun in der Ausführung mit 8 GB Speicher 399 Dollar (wie gehabt in Kombination mit einem Zweijahresvertrag von AT&T) und damit gleich 200 Dollar weniger als zuvor. Die bislang für 499 Dollar verkaufte Variante mit 4 GB Speicher wurde, vermutlich mangels Nachfrage, gleich komplett aus dem Programm genommen. Apple-Enthusiasten, die sich gleich ein iPhone zugelegt haben, müssen sich angesichts des Preisrutsches nun, mit Verlaub gesagt, schlicht verarscht vorkommen

Das kann man auch an der gestrigen Entwicklung des Apple-Aktienkurses ablesen - das Papier wurde an der Nasdaq nach der Ankündigung mit einem Abschlag von mehr als fünf Prozent bestraft.

Unbotmäßige Bestrafung europäischer Käufer

Ein echtes Ärgernis ist auch, dass Apple die neuen iPods in Dollar und Euro gleich bepreist. Beim aktuellen Wechselkurs von gut 1,36 Dollar für einen Euro (der sich aufgrund der Krise der US-Immobilienwirtschaft auch nicht verbessern dürfte) werden wir Europäer hier schlicht und ergreifend abgezockt, auch wenn man berücksichtigt, dass auf die US-Preise noch eines Sales Tax aufgeschlagen wird.

Foto: Apple

Das dürfte aber kaum etwas am Erfolg der iPod-Familie ändern - Apple hat seit Markteinführung nun bereits mehr als 110 Millionen seiner Audio-Player verkauft - und auch kaum verhindern, dass auch in diesem Jahr wieder unter etlichen Weihnachtsbäumen ein iPod liegen wird. Mit dem neuen Lineup scheint der Hersteller aus Cupertino jedenfalls bestens für das Weihnachtsgeschäft gerüstet. Fans bleibt nun allerdings die Qual der Wahl zwischen iPod touch und iPhone - von dem weiterhin noch nicht bekannt ist, wann es hierzulande zu welchem Preis und bei welchem Netzbetreiber zu haben sein wird. (tc)