Ehemalige Intel-Sparte

Apple entwickelt eigene 5G-Funk-Modems

11.12.2020
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Nach der Übernahme von Intels Modemsparte hat Apple nun mit der Entwicklung eigener Chips begonnen.

Auf dem Apple Townhall-Meeting erklärte Apples Hardwarechef John Srouji, dass man in Cupertino nun mit dem Bau eigener Funkmodems für iPhone, iPad und Co. begonnen habe. Das Unternehmen greift dabei auf das Know-how von Intel zurück: Nachdem das Unternehmen vor knapp anderthalb Jahren aus dem Rennen um 5G-Modems ausgestiegen war und den Markt quasi exklusiv Qualcomm überlassen hatte, übernahm Apple im Juli 2019 die Sparte des Chipherstellers aus Santa Clara und damit rund 2200 Mitarbeiter.

Apple Park in Cupertino: Momentan mehr Parklandschaft als Arbeitsstätte
Apple Park in Cupertino: Momentan mehr Parklandschaft als Arbeitsstätte
Foto: Droneandy - shutterstock.com

Zwar hat sich Apple bis 2025 für die Abnahme von Qualcomm-Modems verpflichtet. Dies muss aber nicht bedeuten, dass Apple erst danach eigenes Silizium in seine Geräte packt. "In diesem Jahr haben wir mit der Entwicklung unseres ersten internen Mobilfunkmodems begonnen, das einen weiteren wichtigen strategischen Übergang ermöglichen wird", verlautbarte Srouji laut Apple World Today auf der Mitarbeiterversammlung. "Langfristige strategische Investitionen wie diese sind ein entscheidender Bestandteil, um unsere Produkte zu ermöglichen und sicherzustellen, dass wir eine reichhaltige Pipeline an innovativen Technologien für unsere Zukunft haben."

Wann die ersten Apple-Produkte mit eigenen 5G-Funk-Chips kommen, lässt sich kaum sagen, vermutlich wird Apple aber mit einem Nebenprodukt damit beginnen, etwa dem iPad oder Apple Watch, in dem das hochintegrierte SiP von einer Eigenentwicklung besonders profitieren könnte. Generell dürfte Apple aber noch einige Hindernisse bei der Entwicklung zu überwinden: Die meisten Ingenieure arbeiten nach wie vor zu Hause.

Rückkehr verzögert sich weiter

Die Pandemie wütet weiter und wenn auch die ersten zuverlässigen Impfstoffe zugelassen werden, wird sie uns noch im Jahr 2021 eine lange Zeit beschäftigen. So mag Apple-CEO Tim Cook mit seiner auf dem Townhall-Meeting getätigten Äußerung nicht falsch liegen, dass eine reguläre Rückkehr in die Büros des Apple Park nicht vor Juni 2021 passieren wird, und dann eben doch – denn Juni klingt reichlich optimistisch, bei aktuell mehr als 3000 Corona-Toten täglich in den USA.

Anders als andere hat Apple die Gefahr aber früh als solche erkannt und alles Mögliche zum Schutz seiner Mitarbeiter und Kunden unternommen. Eine weitere Verlängerung der Home-Office-Phase wird es bei Apple also bestimmt geben, wenn das notwendig sein wird. Denn schon beim Ausbruch der Pandemie und dem Ergreifen der Maßnahmen sprach Cook von einer Juni-Rückkehr, meinte aber den des Jahres 2020. Im Juli schließlich hieß es, bis Ende 2020 sei der Normalbetrieb wieder denkbar.

Immerhin besteht nun etwas Hoffnung, dass der Juni 2021 tatsächlich eine Perspektive verheißt. Mit der Pandemie und ihren Folgen sollte man sich vielleicht aber so auf Zahlen einrichten, wie man es laut unseres US-Kollegen Jason Snell mit den Preisen neuer Apple-Produkte machen sollte (wir berichteten): Einfach noch etwas auf eine ohnehin schon pessimistische Einschätzung aufschlagen, dann wird man nicht enttäuscht – in seltenen Fällen sogar positiv überrascht, wenn die Zahl doch nicht so hoch ist. (Macwelt)