Analyse

Apple enttäuscht Börsianer mit Rekordergebnis

24.01.2013
Die Sorgen um das weitere Wachstum von Apple gewinnen trotz neuer Rekordergebnisse die Oberhand.

Obwohl Apple so viele iPhones und iPads verkaufte wie noch nie und gut 13 Milliarden Dollar Quartalsgewinn einfuhr, brach die Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel am Mittwoch um mehr als zehn Prozent ein. Auf einen Schlag verpufften annähernd 50 Milliarden Dollar oder umgerechnet 38 Milliarden Euro an Börsenwert - das ist soviel, wie die Deutsche Telekom derzeit insgesamt auf die Waage bringt.

Dabei sahen die Zahlen des Weihnachtsquartals auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus. Die iPhone-Verkäufe stiegen im Vergleich zum bereits überragenden Vorjahreszeitraum von 37 auf 47,8 Millionen Geräte. Der Absatz des iPad-Tablets kletterte von 15,4 auf 22,9 Millionen. Einige Analysten hatten jedoch mit mehr als 50 Millionen verkauften iPhones gerechnet. "Es war enttäuschend", sagte Gene Munster von der US-Investmentbank Piper Jaffray auf Bloomberg TV. Er gehört zu den renommiertesten Apple-Beobachtern. Die iPhone-Verkäufe hätten die Stimmung total vergiftet, erläuterte er den Kursrutsch.

Überdies stieß den Börsianern ein weiterer Punkt sauer auf: Zwar hatte Apple dank der Rekordverkäufe einen Rekordumsatz eingefahren; er stieg um 18 Prozent auf 54,5 Milliarden Dollar. Doch dem standen höhere Kosten für Entwicklung, Produktion und Marketing bei den zahlreichen neuen Produkten gegenüber. Dadurch stagnierte der Gewinn beim bisherigen Rekordwert von 13,1 Milliarden Dollar. Apple-Chef Tim Cook verteidigte die Geschäftszahlen in einer Telefonkonferenz mit Analysten: "Kein Technologieunternehmen hat jemals solch ein Ergebnis erreicht."

Apple hatte pünktlich zum Weihnachtsgeschäft die bisher größte und wohl auch teuerste Produktoffensive der Firmengeschichte gestartet: So brachten die Kalifornier die vierte iPad-Generation und erstmals auch ein iPad mini mit kleinerem Bildschirm heraus. Kurz davor hatte Apple das iPhone 5 vorgestellt mit einem höheren Bildschirm als die Vorgänger. Der Konzern rundete das Ganze mit neuen Mac-Computern ab.

Das iPhone 5 und das iPad mini seien das Quartal über knapp gewesen, sagte Cook. Man sei mit der Produktion nicht nachgekommen. Das gleiche habe für den neuen iMac gegolten, der sogar erst im Dezember in den Handel gelangt sei. "Wir sind sicher, ohne diese Einschränkungen wären unsere Verkäufe höher gewesen", ergänzte Finanzchef Peter Oppenheimer. Bei den Mac-Computern hatte es einen Verkaufsrückgang von 5,2 auf 4,1 Millionen Stück gegeben.

Im Vorfeld hatte ein Bericht für Unruhe gesorgt, Apple habe weniger Bauteile bei seinen Zulieferern bestellt. Das war als ein Rückgang der Nachfrage interpretiert worden. "Es wäre klug, die Richtigkeit eines jeden Gerüchts in Frage zu stellen", mahnte Cook. "Die Zulieferkette ist sehr komplex."

Doch auch mit den offiziellen Apple-Zahlen zeigten sich die Börsianer unzufrieden. Viele sahen sich sogar in ihren Befürchtungen bestätigt, dass langsam die Grenzen des Wachstums erreicht seien. Für das laufende zweite Geschäftsquartal prognostizierte Apple einen Umsatz zwischen 41 und 43 Milliarden Dollar sowie einen anhaltenden Druck auf die Profitabilität.

"Wir vertrauen auf unsere kommenden Produkte", erklärte Konzernchef Cook. Erwartet wird unter anderem ein billigeres iPhone. Auch um das Apple TV kreisen immer wieder Spekulationen. Apple selbst macht seit jeher ein großes Geheimnis aus Neuheiten.

Apple steht auf jeden Fall unter Druck, denn die Konkurrenz rüstet auf. Als Hauptrivale hat sich Samsung mit seinen Galaxy-Smartphones auf Basis des Android-Betriebssystems herauskristallisiert. Zudem ist Microsoft mit seinem neuen Betriebssystem Windows 8 für PC, Tablets und Smartphones auf den Markt gegangen. Mit dem Surface hat der Software-Primus auch einen eigenen Tablet-Computer herausgebracht. Microsoft wird an diesem Donnerstag Bilanz ziehen. Mit dem iPad mini konnte Apple zwar die Führung im Tablet-Markt zwar verteidigen, doch zugleich ist es etwas weniger profitabel als andere Apple-Produkte.