100 Millionen Dollar für ein Durchschnittsprodukt

Apple drückt den I-Mac mit aufwendiger Werbekampagne in den Markt

21.08.1998

Irgendwie ähnelt der Rummel um Steve Jobs' jüngstes Kind der Vorstellung des "Beetle"-Volkswagens: Nüchtern betrachtet ein durchschnittliches Produkt, trifft der Apple-Rechner augenscheinlich den Nerv der Zeit. Mehr Schein als Sein, tres chic zu wirken, reicht offensichtlich, um einen Run auf den mit einem "G3"-Power-Prozessor bewehrten Volks-Macintosh auszulösen. Mit seinen Innereien unterscheidet er sich in nichts von einem Allerwelts-PC, gibt sich bezüglich seiner Ausstattung sogar relativ bescheiden. 32 MB Arbeitsspeicher sind heute eher unterer Durchschnitt, auch eine 4 GB große Festplatte bringt niemanden mehr zum Träumen.

Stolze Käufer eines I-Mac sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, daß dem bereits in den Kultstatus erhobenen Mini-Mac nicht einmal ein Diskettenlaufwerk eigen ist. Wer andere als auf CD-ROM-Scheiben oder im Internet vorgehaltene Daten auf der Apple-Maschine verarbeiten will, dem zeigt die Jobs-Company die kalte Schulter. Zwar kann der Mac-Fan externe Laufwerke kaufen, doch muß er sich hierzu bei Drittanbietern bedienen.

Darüber hinaus ist der I-Mac der erste Apple-Rechner überhaupt, der die in der Intel-Welt zunehmend verbreitete Technologie Universal Serial Bus (USB) für Peripheriekomponenten nutzt. Die Tastatur sowie die Maus des I-Mac nutzen diesen Standard. Für Käufer des Rechners stellt sich nun aber die Frage, welche seiner bisherigen Peripheriekomponenten vom Drucker bis zum Scanner noch mit dem USB-fähigen I-Mac benutzt werden können. Sie sollten vor dem Kauf die Frage klären, ob ihre alten Peripheriegeräte USB überhaupt unterstützen. Eine serielle Schnittstelle besitzt der I-Mac nicht.

Der avantgardistisch durchgestylte Rechner weist zudem einen weiteren nicht unwesentlichen Nachteil auf: Alle PCs, die ein sogenanntes All-in-one-Konzept verfolgen, bei denen also sämtliche Komponenten wie Festplatte, CD-Laufwerk, Arbeitsspeicher etc. im Monitor integriert sind, lassen sich nur beschränkt erweitern. Beim I-Mac reduzieren sich die Optionen auf den Ausbau des Arbeits- und Videospeichers. Theoretisch möglich wäre ferner, die Prozessorplatine auszutauschen. Dies ist aber, so Apple-Sprecher Frank Limbacher, "nicht vorgesehen".

Pferdefuss Erweiterungsoptionen: Der Anwender soll nur den oberen Slot des Arbeitsspeichers (waagerechter Steckplatz) selbst belegen. An die Rückseite der CPU-Karte mit der zweiten Speicherbank dürfen nur Apple-Händler Hand anlegen.Bild: MacWelt