Projekt AC2 entsteht im Silicon Valley

Apple Campus 2: Home Sweet Spaceship

02.02.2016
Mitten im Silicon Valley landet ein architektonisches Raumschiff. Der neue Apple Campus 2 wird rund und gläsern und soll Platz für 13.000 Mitarbeiter bieten. Das Gebäude wird neue Standards setzen und lässt vor allem eine Frage aufkommen: warum braucht Apple so viel Platz?

Wenn Apple baut, dann richtig. Das Gebäude das im Silicon Valley entsteht, wird von Apple selbst als "Spaceship" bezeichnet. Der neue Apple Campus 2 ist eine Art gläserner Riesendonut - das Loch in der Mitte soll einmal mehr grüne Oase als Innenhof darstellen. Die Mitarbeiter sollen sich so - und dank des großflächigen Einsatzes von Glas - im Einklang mit der Natur fühlen.

Der Apple Store in Palo Alto, Kalifornien. Im Silicon Valley entsteht gerade der neue Apple Campus in bewährtem Stil: großzügig, gläsern und modern.
Der Apple Store in Palo Alto, Kalifornien. Im Silicon Valley entsteht gerade der neue Apple Campus in bewährtem Stil: großzügig, gläsern und modern.
Foto: Apple

Star-Architekt baut Apple Campus 2

Im Untergrund des Apple Campus wird ein versunkenes Auditorium Platz für 1000 Menschen bieten - hier sollen künftig die neuen Apple-Produkte vorgestellt werden. Das ganze Gebäude schwebt praktisch unterirdisch - man nennt das seismische Isolation -, was im Fall eines Erdbebens Menschenleben retten soll. Realisiert wird der Apple Campus vom britischen Star-Architekten Norman Foster, der schon das Londoner Wembley-Stadion und den Berliner Reichstag neu gestaltet hat.

Die Kosten für das Bauwerk sind explodiert: statt der eingeplanten drei Milliarden Dollar dürften es nun rund fünf Milliarden werden - über die genaue Summe schweigt sich Apple aus. Der neue Campus wächst unterdessen unübersehbar. Immer wieder tauchen Drohnen-Videos von dem Gelände im Netz auf. Zuletzt durfte TV-Veteran Charlie Rose die Baustelle ganz offziell für die CBS-Sendung "60 Minutes" mit Apple-Designchef Jony Ive besichtigen. Ende 2016 soll AC2 (Apple Campus 2) eröffnet werden. An der bisherigen Firmenzentrale mit der legendären Straßenadresse "1 Infinite Loop" wird Apple weiter festhalten.

Cupertino vor dem Kollaps?

Für eine kleine Stadt wie Cupertino ist das eine große Sache. Der Ort im Silicon Valley war gerade zwanzig Jahre alt, als Steve Jobs im Jahr 1976 Apple gründete. Cupertino, eine Stunde südlich von San Francisco gelegen, hat heute 60.000 Einwohner. Stadtsprecher Rick Kitson freut sich über die Lokalpatrioten des Apfel-Konzerns: "Apple hätte seinen zweiten Campus überall bauen können, wir sind stolz darauf, dass der Konzern Cupertino treu bleibt."

Kitson weiß aber auch um die Probleme, die das neue Gebäude vermutlich bringen wird. Die Verkehrssituation wird sich wohl weiter verschlimmern. Wenn Apple verspricht, seine firmeneigenen Mitarbeiter-Shuttles um 20 Prozent aufzustocken, bedeutet das nur noch mehr weiße Shuttle-Busse, die zwischen San Francisco und Cupertino pendeln. Diese sind inzwischen zum Sinnbild der Gentrifizierung einer ganzen Gegend geworden sind. Auch die Preise für die Wohnungen und Häuser in der Region dürften weiter steigen. Und es wird noch voller werden im Silicon Valley, der zersiedelte Charakter wird immer mehr verschwinden.

AC2 sorgt für neue Gerüchte um Apple Car

Apple ist hier schließlich nicht der einzige Bauherr. Facebook hat erst 2015 seine neue Firmenzentrale eröffnet, Google plant ebenfalls mehrere Neubauten. "Sie warten hier im Moment 18 Monate auf einen Baukran", sagt Chad Leiker von der gewerblichen Immobilienmaklergesellschaft Kidder Mathews. "Die meisten Gebäude in der Bay Area sind in den späten 1970ern und Anfang der 1980er Jahre entstanden. Die sind inzwischen wirtschaftlich unbrauchbar. Also baut die ganze Tech-Branche neu. Aber was Apple da macht, schlägt alles."

Die Firma baut aktuell nicht nur das Spaceship, sondern hat in den vergangenen Jahren und Monaten weitere Grundstücke in der Umgebung gekauft oder gepachtet - in San Francisco, Sunnyvale, San Jose und Santa Clara. "Wofür brauchen sie soviel Platz?", fragt sich Leiker. "Offensichtlich arbeiten sie an etwas, das größer ist als ein iPhone." Der Immobilienagent spielt auf das Gerücht an, dass auch Apple am selbstfahrenden Auto forscht.

Nachhaltige Apple-Zentrale für Young Professionals

Im Juni 2011, vier Monate vor seinem Tod, präsentierte Steve Jobs vor dem Stadtrat von Cupertino seine Vision des Apple Campus 2: "Ich will das beste Bürogebäude der Welt bauen", so warb Jobs damals um die Baugenehmigung. "Es soll so gut werden, dass Architekturstudenten kommen, um das zu sehen." Richard Pollack vom Architekten Institut Amerika (AIA) steht vor dem grünen Baustellenzaun und sagt: "Es ist architektonisch wirklich spektakulär, so muss man heute bauen." Es sei eine Sache, den Campus rund zu gestalten, aber dann eben auch das Glas zu biegen, das sei typisch Apple. "Sie denken Design wirklich im Detail." Dieses weltweit größte, gebogene Stück Glas, lässt sich Apple übrigens aus Deutschland zuliefern - vom schwäbischen Mittelständler Seele.

Der ganze Campus wird zu 80 Prozent begrünt sein. Alle Pflanzen müssen dürrebeständig sein, es soll möglichst wenig gegossen werden. Die Bäume, die schon vorher hier standen, werden wenn möglich umgepflanzt und erhalten - gut 2000 kommen neu dazu. Der Strombedarf des Apple Campus soll zu einhundert Prozent durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Dafür werden Solarpaneele auf dem Dach des Gebäudes installiert und zusätzlich ein kohlenstoffarmes Kraftwerk auf das Gelände gesetzt. Eine Naturzuglüftung wird außerdem die Klimaanlage weitestgehend ersetzen.

Für die Apple-Mitarbeiter werden auf dem 700.000 Quadratmeter fassenden Campus kilometerlange Lauf- und Fahrrad-Wege angelegt. Ein 70 Millionen Dollar teures Wellness-Center wird bei Fertigstellung ebenfalls zur Verfügung stehen. Mit Annehmlichkeiten wie diesen buhlen auch andere große Tech-Unternehmen um die Gunst der besten Software-Experten, Daten-Analysten und Social-Media-Strategen. (dpa/fm)