Früherer Europa-Chef Spindler wird Vice-President bei Apple USA

Apple bleibt bei schwachem Verkauf weiter unter Druck

09.02.1990

CUPERTINO (IDG) - Der Rücktritt des bisherigen Präsidenten von Apple USA, Allan Z. Loren, gilt vielen Branchenkennern als Kuchen für die Einsicht des Unternehmens in die Natur seiner Schwierigkeiten, Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres fiel der Gewinn um elf Prozent. Analysten machen dafür sowohl den langsamer wachsenden PC-Markt als auch Apple-spezifische Probleme verantwortlich.

Michael H. Spindler, früherer Präsident von Apple Europa, wurde in die eigens neu geschaffene Position des "Chief Operating Officer" gehoben und gleichzeitig zum "Executive Vice President" von Apple USA ernannt. Er berichtet direkt an den Präsidenten und "Chief Executive Officer", John Sculley. Verantwortlich zeichnen wird Spindler in seiner neuen Position für die Aktivitäten des PC-Herstellers in USA, Europa und im pazifischen Raum sowie für weltweites Produkt-Marketing und die Fertigung.

Dieser Schritt, zusammen mit den kürzlich angekündigten Sparmaßnahmen, paßt für viele Beobachter vorzüglich zu den weitverbreiteten Spekulationen, daß weder das Apple-Management noch die verfügbare Produktpalette für die Herausforderung der neunziger Jahre gerüstet seien.

Dafür spricht auch der Gewinneinbruch von elf Prozent im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf 124,8 (140,5) Millionen Dollar bei einem Umsatzzuwachs von nur sechs Prozent auf 1,49 (1,41) Milliarden Dollar gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Apple-Chef John Sculley machte das insgesamt langsamere Wachstum des Marktes und die schlechten Verkäufe bei Geräten in der unteren Preisklasse für den Rückgang verantwortlich.

Analysten führen die drängenden Probleme des Herstellers allerdings - neben dem insgesamt schwächer tendierenden PC-Markt - auf Apple-eigene Probleme zurück, wovon eines die schwache Produktplanung sei.

Um seine Kosten mit den Umsätzen wieder in Übereinstimmung zu bringen, will das Unternehmen möglicherweise Arbeitsplätze abbauen - jedoch nicht durch Entlassungen, sondern durch "normale Fluktuation". Aus Einsparungsgründen sollen auch die Gehälter - anstatt zweimal im Jahr - nur noch einmal per annum überprüft werden.

Vor allem die US-Marketing-Abteilung des Herstellers ist in den letzten Monaten ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. "Dort exisitiert kein durchgängiges Verkaufs- und Marketing-lmage", sagt Ash Jain, Vize-Präsident des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Irvine Research Group Inc., und vergleicht die Abteilung mit einem unfertigen Puzzle.

Tim Bajarin, Vize-Präsident von Creative Strategies Research International, hofft jedoch auf Besserung: Spindler wird die Betonung wieder auf das weltweite Marketing legen, das jedes Marktsegment in Betracht zieht und nicht nur den High-end-Bereich fördert."

Sculley selbst sagte, er hoffe auf eine Stabilisierung des Apple-Marketings unter Spindlers Führung. Die Abteilung hatte in 18 Monaten acht Restrukturierungs-Maßnahmen über sich ergehen lassen müssen. Sculley betonte auch, Apple plane wegen der großen installierten Basis nicht, den Apple II oder die preiswerten Versionen des Macintosh einzustellen. +