Der "Fluch des Dow"?

Apple-Aktienkurs sackt auf Sechsmonatstief

05.08.2015
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die Aktie von Apple notierte gestern zwischenzeitlich bei einem Sechsmonatstief von 113,25 US-Dollar. Was ist da los?

Die Finanznachrichtenagentur Reuters fragt angesichts dessen, ob der "Fluch des Dow" nun auch den iPhone-Anbieter aus Cupertino ereilt habe. Seit den letzten, an den Börsen als enttäuschend empfundenen Quartalszahlen haben die Kursverfälle fast 100 Milliarden Dollar von Apples Marktkapitalisierung aufgefressen . so viel sind andere Dow-Größen wie Boeing und McDonald's insgesamt wert. Das Aktienpaket von Apple-Chef Tim Cook (gut 950.000 Anteilscheine hat der CEO) ist auf einmal "nur" noch 109 Millionen Dollar wert verglichen mit 127 Millionen Ende April.

In den vergangenen zwei Jahren war die Apple-Aktie größtenteils immun gegen Börsenschmerzen gewesen. Nun wird das Papier offenbar aus Sicht von Kennern Opfer des eigenen Erfolgs. Seit einem Tiefpunkt im April 2013 hatte die Aktie um mehr als 137 Prozent an Wert gewonnen. Nach Angaben von Morningstar Data sind mittlerweile mehr als 5700 Fonds darin investiert. Das gestrige Minus eingerechnet haben die Apple-Papiere über die vergangenen elf Handelstage hinweg jetzt 13 Prozent eingebüßt.

"Wenn Sie eine Aktie haben, die 'over-owned' ist, findet sich der inkrementelle Buyer nur noch schwer", kommentiert Art Hogan, Chief Market Strategist bei Wunderlich Securities in New York City. "AAPL hat seinen eigenen Momentum-Kollaps."

Zum Fixing schlossen die Apple-Papiere gestern bei 114,64 Dollar. Sie lagen unter ihrem 200-Tage-Moving-Average (eine Kennziffer für die langfristrige Performance). Das war zuvor zuletzt im November 2012 der Fall gewesen mitten in einer Schwächephase, die im Juni 2013 schließlich endete.

Aktuell sei das Unterschreiten des Moving Average für viele technische Trader ein Zeichen, Apple-Papiere abzustoßen, erklärte Channing Smith von Capital Advisors aus Tulsa, Oklahoma, gegenüber Reuters. Ein Wachstumsfonds seiner Firma hält zwar Apple, hat aber deren Anteil im vergangenen Jahr reduziert. "Das Apple-Ökosystem war nie zuvor stärker, aber wir befinden uns in einem sehr reifen Zyklus", so Smith. Er schätze das Apple-Papier für die Zukunft als gute, aber nicht großartige Anlage ein.

Das Apple-Papier war Mitte März in den wichtigen Dow Jones Industrial Average aufgenommen worden. Bislang hatte es dem "Fluch"-Trend widerstanden, in den Monaten vor der Aufnahme in den Index eine Rally hinzulegen, danach allerdings unterdurchschnittlich abzuschneiden.

Mit den letzten Quartalszahlen hatte Apple mit seiner Umsatzprognose und teilweise den iPhone-Verkäufen enttäuscht. Das drückte den Aktienkurs, der nun zehn Prozent tiefer liegt als bei der Aufnahme in den DJI. Dass der Kurs so abgestraft wurde, spiegelt unter anderem die steigenden Erwartungen der Investoren in Quartalsberichte wieder. Außerdem reift die Erkenntnis, dass die im Vorfeld extrem gehypte Apple Watch vielleicht die Aktie nicht so beflügeln kann wie mancher erhofft hatte (Beunruhigung über das gerade neueste Apple-Produkt ist allerdings bei Anlegern durchaus üblich).

"Allermindestens werden Umsatz- und Gewinnvergleiche für Apple vermutlich zunehmend schwieriger, sowohl absolut als auch relativ zu den Erwartungen der Analysten", kommentiert Douglas Kass, Chef des Hedge Funds Seabreeze Partners Management, in einer Meldung.