Diebold-Studie über SW-Tool-Einsatz in Österreich:

APL häufigstes SW-Werkzeug bei Endbenutzern

11.03.1983

WIEN (eks) - Auf rund 250 Installationen schätzt das Beratungsunternehmen Diebold-Parisini die Zahl der in Österreich eingesetzten Softwarewerkzeuge. Zumeist werden sie derzeit von den EDV-Abteilungen selbst genutzt. Nur APL hat seine Anhänger überwiegend in den Fachabteilungen.

Das verstärkte Angebot von SW-Tools veranlaßt Diebold-Parisini, die 20 bekanntesten Werkzeuge in einer Studie "Individuelle DV - SW-Werkzeuge für den Endbenutzer" zu ordnen und zu bewerten (siehe Tabelle 1). Die namentlich angeführten SW-Tools umfassen in Österreich etwa 150 Installationen. Die Gesamtzahl, einschließlich der nicht erfaßten Werkzeuge, die nur auf anderen als IBM, Siemens und Univac-Rechnern lauffähig sind, wird mit rund 250 angegeben.

Die Untersuchung fand zur gleichen Zeit in Österreich und der BRD statt. Obwohl in absoluten Installationsziffern natürlich Deutschland führt, ortet Projektleiter Walter Boltz "die mobileren Firmen, die sich trauen etwas zu kaufen, für das es vor Ort keine Unterstützung gibt" in Österreich. Vielleicht schaffen daher hierzulande drei Werkzeuge einen Marktanteil von mehr als 10 Prozent:

- APL mit 32 Prozent, der Einsatzschwerpunkt liegt in technisch-wissenschaftlichen Abteilungen

- CA-Earl mit 15 Prozent und - Easytrieve mit 14 Prozent.

Intensive Nutzung der Werkzeuge

Der Österreicher dürfte seine Werkzeuge auch intensiver nutzen: Wird in Deutschland die Beschleunigung der SW-Entwicklung mit 60 Prozent angegeben, so liegt sie in Österreich bei 69 Prozent. Und die durchschnittliche Zahl von Mitarbeitern, die ein Werkzeug benutzen liegt mit elf deutlich über den sieben des Gesamtdurchschnitts.

Werkzeuge für Endbenutzer müssen eine einfache, schnell erlernbare Sprache besitzen und ein rasches Erfolgserlebnis vermitteln. Dies erreichen die "nicht-prozeduralen Sprachen" einerseits dadurch, daß dem Rechner nur das "was" einer Anwendung mitzuteilen ist und nichts über das "wie", andererseits durch sofortige Ausführung als wichtigen, psychologischen Effekt für den Endbenutzer. Als hilfreich erweist sich ein weitgehender Verzicht auf schwer verständliche Abkürzungen und die Benutzung der Landessprache. Zumindest einige der angebotenen Werkzeuge verstehen Deutsch.

Vorteile von Tools

Diebold-Parisini empfiehlt zwar grundsätzlich Zurückhaltung gegenüber den Erfolgsversprechungen mancher Anbieter, sieht aber den Nutzen des Werkzeugeinsatzes als unbestreitbar an. Durchschnittlich werden gegenüber konventioneller Programmierung rund 60 Prozent der Zeit eingespart. Durch Bereitstellung von Werkzeugen in Fachabteilungen bekommt die EDV-Abteilung rund 15 Prozent der Entwicklungskapazität frei.

Nach den Diebold-Erfahrungen ist auch eine darüber hinausgehende Verlagerung der SW-Entwicklung in Fachabteilungen möglich. Wesentlich für den Erfolg scheint Boltz, daß der Einsatz beim Endbenutzer zunächst sehr restriktiv gehandhabt wird, und daß die EDV-Abteilung neben ausgiebiger Schulung auch stark kontrolliert. Erst mit wachsender Erfahrung der Benutzer kann sich die EDV absentieren.

Problembereiche

Zur Zeit allerdings werden - mit Ausnahme von APL - die meisten Werkzeuge vornehmlich in EDV-Abteilungen selbst genutzt (zu 63 Prozent). Dies gibt dem Titel der Studie allerdings mehr den Charakter einer Prophezeiung als den der Realität.

Bei den Anwendungsgebieten führt die Betriebswirtschaft. Im übrigen gibt es kaum substantielle Unterschiede zwischen Österreich und der BRD (siehe Tabelle 2).

Als spezifisch österreichische Probleme, die bei der Verbreitung des Werkzeugeinsatzes hinderlich sind, nennt Boltz:

- mangelnde Unterstützung. Für viele Tools gibt es keine Österreichvertretung

- der erforderliche Schulungsaufwand wird unterschätzt

- mangelnde Servicementalität der EDV-Abteilungen und Rechenzentren,

- Frage der Kostenverrechnung (sofortigen Kosten stehen schwer quantifizierbare Nutzen gegenüber).

Werkzeuge sind derzeit hauptsächlich auf Großrechnern implementiert, in zunehmendem Maß werden sie jedoch als SW und HW zum Endbenutzer kommen. Von Focus und APL weiß Boltz, daß die Implementierung auf Mikrocomputern im Gange

Information: Diebold-Parisini, 1040 Wien, Operngasse 20b, Tel. 57 52 11.