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APC drängt ins Data Center

01.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das "Wall Street Journal" bezeichnet in einem aktuellen Artikel American Power Conversion (APC) als "eines der erfolgreichsten Consumer-Electronics-Unternehmen von denen Sie noch nie gehört haben" und konstatiert, der USV-Spezialist (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) wolle sich nun im Unternehmens-Rechenzentrum einen Namen machen.

Das seit 15 Jahren Brot- und Butter-Geschäft mit Backup-Batterien für kleine Computer laufe alles andere als schlecht - im für viele IT-Unternehmen schwierigen dritten Quartal steigerte APC den Umsatz um 9,5 Prozent über den Erwartungen der Analysten und 17 Prozent über Vorjahr. Nach zwei Jahren Einnahmenschwund peilt der Hersteller heuer wieder eine Gewinnmarge von 12,2 Prozent an. Das Unternehmen profitierte unter anderem von allerlei Wirbelstürmen und dem großen Stromausfall in den USA.

Allerdings sind USVs bei PC-Kunden nur selten ein Thema. APCs Marketingchef Aaron Davis schätzt etwa, dass weniger als zwei Prozent aller potenziellen Kunden ein solches Gerät besitzen, das schon ab 39 Dollar zu haben ist. Also nimmt der Hersteller zusätzlich das Rechenzentrum ins Visier, wo die Stromversorgung stets abgesichert wird und der durchschnittliche Deal ein Volumen von 70.000 Dollar hat.

APC-Mitgründer und President Rodger Dowdell hält in diesem Zusammenhang offenbar nichts von falscher Bescheidenheit: "Wir werden die Art und Weise verändern, wie die Welt Data Center installiert, indem wir den Prozess standardisieren, die Ausstattung vorab testen und dann in einem Rutsch installieren", erklärte der Manager. APC begann mit der Entwicklung seiner RZ-Produkte nach der Übernahme der dänischen Silcon A/S im Jahr 1998. Diese entwickelten Module, die direkt an große Server angeschlossen werden oder besser gesagt diese "umschließen". Diese 500.000 Dollar teuren Systeme sind in der Lage, Rechner, Storage, und Kommunikations-Boards vieler Hersteller zusammen mit USV und integrierter Klimaanlage aufzunehmen.

Zwar benötigen APCs Installationen gelegentlich den doppelten Platz, sie machen aber separate Räume für Stromversorgung und Kühlung überflüssig. Neil Rasmussen, ein weiterer APC-Mitgründer und aktueller Finanzchef, erklärte, die Anforderungen an Klimatechnik und Leistung seien durch schnellere Prozessoren von Intel sowie neue Formfaktoren wie Rack- und Bladeserver explosionsartig gestiegen. Mit seinem Design "InfraStruXure" könnten Anwender die Downtime durch Elektrizitätsprobleme reduzieren und durch geringeren Stromverbrauch ihr RZ bis zu neun Prozent billiger betreiben, verspricht APC. Üblicherweise würden Stromversorgung und Kühlung überdimensioniert, um zwei bis drei Jahren Hardwareaufrüstung standzuhalten.

Ein wichtiger Wettbewerber im Markt ist die Emerson-Electric-Tochter Liebert. Diese lebt aber laut APC stark von der Wartung ihrer installierten USVs und Klimanlagten. APCs Geräte ließen sich stattdessen vom RZ-Personal warten, indem dieses defekte Komponenten einfach austausche. Liebert wollte die Bemühungen des Wettbewerbers nicht kommentieren.

Als APC seine RZ-Produkte im Jahr 2001 auf den Markt brachte, wurde kaum ein neues Data Center gebaut. Inzwischen aber machen die Highend-Lösungen bereits 15 Prozent vom Umsatz aus, für das kommende Jahr werden 18 Prozent avisiert. Da weltweit erst 1500 InfraStruXure-Installationen existieren, ist noch viel Platz für Wachstum. Dowdell, der den Markt für RZ-Infrastruktur auf jährlich sieben Milliarden Dollar schätzt, geht jedenfalls davon aus, dass APC irgendwann einmal die Hälfte seines Umsatzes mit den großen Systemen macht. Wann das sein könnte, ließ er aber offen: "Wir sind erst am Anfang der Lernkurve". (tc)