1,5 Milliarden für Satellitenanbieter Hughes

AOL will um jeden Preis ins Breitbandgeschäft

25.06.1999
MÜNCHEN (CW) - America Online Inc. (AOL), weltgrößter Online-Dienst, investiert 1,5 Milliarden Dollar in Hughes Electronic Corp., um die Übertragung von Internet-Diensten via Satellit voranzutreiben. Beobachter sehen darin ein Druckmittel, um Kabelanbieter zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Bislang stellen in den USA nur etwa 40000 Verbraucher ihren Web-Zugang über Satelliten her. Weit populärer als Breitbandtechnologie sind mit zirka 750000 Nutzern die Kabelmodems. Bereits im letzten Monat hatten sich die beiden Unternehmen zusammengetan, um Set-top-Boxen für Fernsehgeräte zu entwickeln, mit denen man gleichzeitig via Satellit im Web surfen kann.

Die General-Motors-Tochter Hughes will die AOL-Millionen vor allen Dingen nutzen, um die Kosten von Satelliten-Receivern und Installationskosten für Verbraucher zu subventionieren - ähnlich dem Konzept der meisten Mobilfunkanbieter, Handies spottbillig als Zugabe zu verkaufen. Ob das allerdings reicht, damit sich Hunderttausende Amerikaner eine Satellitenschüssel aufs Dach setzen, bleibt fraglich. Denn immer noch ist diese Technik eine Einbahnstraße, die Web-Inhalte lediglich vom Provider auf die Empfangsgeräte der Surfer schaufeln kann. Für die Interaktion, sprich den Rückkanal, benötigen die Kunden nach wie vor eine zusätzliche, weit langsamere Telefonverbindung.

So gilt der Deal auch eher als Warnschuß für Kabelunternehmen. AOL hat trotz aggressiver Suche bislang keinen großen Partner im Kabelgeschäft finden können. Das hatte zuletzt sogar trotz guter Quartalsergebnisse für lange Gesichter bei Analysten gesorgt (siehe CW 19/99, Seite 27). In einem Interview äußerte sich AOL-Boß Steve Case ganz offen über den Hughes-Deal: Vielleicht sorge er ja für die nötige Aufmerksamkeit bei den Kabelanbietern, früher oder später mit AOL zusammenzuarbeiten.