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AOL will sich stärker über Werbung finanzieren

09.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Online-Dienst AOL will sich neu aufstellen. Künftig möchte das Unternehmen nicht mehr so stark wie bisher von zahlenden Mitgliedern abhängig sein und mehr Umsatz mit werbefinanzierten Diensten erzielen, die Surfer kostenlos in Anspruch nehmen können.

Der Provider wird sich künftig in vier eigenständige Geschäftseinheiten aufgliedern:

- "Access", zahlende Mitglieder (AOLs Kerngeschäft);

- "Audience", freie, werbefinanzierte Dienste, die über AOL.com, Netscape.com und AOL Instant Messanger angeboten werden;

- "Digital Services", Premiumdienste wie Sicherheit, Musikdownloads über "Musicnet" und Internet-Telefonie sowie

- "AOL Europe", eine Geschäftseinheit für das europäische Business.

Im Zuge der Umorientierung hat ein munteres Stühlerücken begonnen. Langjährige Führungskräfte verlassen das Unternehmen oder nehmen neue Posten ein. So wird J. Michael Kelly, Chef von AOL International and Web Services, der Firma im Frühjahr den Rücken kehren. Kelly war zuvor Chief Financial Officer des aus einer Fusion von AOL und Time Warner entstandenen Medienkonzerns. Gehen müssen auch Lisa Hook, Leiterin der Breitbandsparte und Vice-Chairman Joseph Ripp, der für die Technik und das Marketing zuständig war. Ripp wird künftig in der Muttergesellschaft Time Warner tätig sein.

AOLs finanzielle Situation hat sich zwar etwas aufgehellt, aber der Anbieter muss sich gegen Konkurrenten wehren, die günstige Breitbandzugänge ins Internet feilbieten. In Scharen sind AOL-Mitglieder zu Wettbewerbern gewechselt. Innerhalb eines Jahres hatte das Unternehmen rund zwei Millionen Abonnenten in den USA verloren und zählt dort nun 22,7 Millionen Kunden.

Die Umstrukturierung ist bereits die zweite seit Jonathan Miller im Jahr 2002 als Chef des Online-Dienstes berufen wurde. Nun, so hofft Miller, kann das Management Entscheidungen innerhalb der Firma rascher treffen, als dies bisher möglich war. Noch in diesem Jahr sollen zudem 700 Mitarbeiter entlassen werden. (fn)