FTC genehmigt Zusammenschluss unter Auflagen

AOL und Time Warner dürfen zu einem Konzern fusionieren

22.12.2000
MÜNCHEN (fn) - Das Jahr 2000 begann mit der Nachricht über die Fusion von AOL mit dem Medienkonzern Time Warner. Kurz vor Jahresende gab die US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) nun grünes Licht für den Zusammenschluss. Die Auflagen der Behörde schmälern die Marktmacht des neuen Giganten.

So muss AOL Time Warner anderen ISPs den Zugang zu seinem Kabelnetz gewähren. Die FTC befürchtete Wettbewerbsnachteile für die Konkurrenten, da Time Warner das zweitgrößte TV-Kabelnetz in den USA betreibt, eine Technik, die sich neben der Übertragung von Fernsehprogrammen bekanntlich auch für den breitbandigen Internet-Zugriff eignet. Time Warner ging hier bereits in Vorleistung und vereinbarte im November ein Abkommen mit dem zweitgrößten US-ISP Earthlink über die Nutzung des Kabelsystems.

Eine weitere Auflage betrifft das Geschäft mit Inhalten. So dürfen die fusionierten Unternehmen andere Content-Anbieter nicht abweisen, die ihre Medieninhalte über ihre Netzinfrastruktur verbreiten wollen. Unter anderen hatte der Disney-Konzern hier Bedenken angemeldet und offensichtlich Gehör gefunden.

Drei Bedingungen sollen die Marktmacht eindämmenDie dritte Bedingung der FTC betrifft die Kunden des neuen Unternehmens. Ihnen muss AOL Time Warner sowohl den breitbandigen Online-Zugang über das Kabelnetz als auch den Digital-Subscriber-Line-(DSL-)Service von AOL anbieten, und zwar zu vergleichbaren Preisen.

Diese Auflagen schmälern zwar theoretisch die Marktmacht von AOL Time Warner, wie die Umsetzung in die Praxis aussieht, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Auf alle Fälle ist AOL vorsorglich dazu verpflichtet worden, die FTC über Beschwerden von ISPs und TV-Sendern zu informieren.

Die EU-Kommission hatte den Deal bereits im Oktober abgesegnet, allerdings auch unter Auflagen. Die Wettbewerbshüter befürchteten diesseits des Atlantiks eine Konzentration bei der Musikvermarktung und verlangten, dass AOL Time Warner seine Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Music Group (BMG) aufkündigt. Quasi als Goodwill-Maßnahme sagte Time Warner kurz vor dem EU-Entscheid die geplante Fusion mit dem Musiklabel EMI ab.

Bereits kurz nach Bekanntgabe der Fusion von AOL und Time Warner verkündete Bertelsmann den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen AOL Europe, da die Partnerschaft mit dem Online-Dienst nach dessen Zusammenschluss mit dem amerikanischen Medienkonkurrenten ihrer Grundlage beraubt wurde. Bertelsmann und den Online-Dienst verbindet nur noch eine Vermarktungskooperation, die dem Medienhaus erlaubt, seine Inhalte über AOL zu verwerten.