AOL soll an einer Minderheitsbeteiligung interessiert sein

AOL soll an einer Minderheitsbeteiligung interessiert sein E-Bay im Kreuzfeuer von Redmond und Washington

05.03.1999
MÜNCHEN (CW) - Berichten zufolge hat der Internet-Riese AOL ein Auge auf das Web-Auktionshaus E-Bay geworfen. Im Gespräch ist der Erwerb einer zehnprozentigen Beteiligung im Wert von rund 950 Millionen Dollar. Gleichzeitig beschuldigen US-Behörden sowie Microsoft das Unternehmen, illegalen Transaktionen Vorschub zu leisten.

In der vergangenen Woche haben Offizielle von E-Bay erstmals bestätigt, daß amerikanische Bundesbehörden in den virtuellen Handelsräumen der Firma ermitteln. Um welche Organisationen es sich handelt und wonach sie suchen, wurde allerdings verschwiegen. Doch der Wind weht E-Bay nicht nur aus Washington ins Gesicht, seit neuestem interessiert sich auch der Softwarekonzern Microsoft für die Waren, welche bei E-Bay den Besitzer wechseln.

Testkäufe hätten ergeben, so Microsoft, daß Office-Pakete für 30 Dollar angeboten würden. Dabei könne es sich nur um Raubkopien oder gefälschte Produkte handeln, denn die Originalversionen lägen preislich bei 600 Dollar. Das Redmonder Unternehmen behalte sich rechtliche Schritte - auch gegen E-Bay - vor. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt seien jedoch derartige Bestrebungen noch nicht konkretisiert worden, zumal das Verältnis der beiden Firmen ansonsten gut sei.

MS-Office-Pakete für 30 Dollar

Microsoft ist nicht das einzige Unternehmen, das die Web-Auktionen mit Skepsis betrachtet. Erst kürzlich hatten beispielsweise Sony, Rolex und Pfizer ("Viagra") den Auktionator gedrängt, die illegalen Transaktionen einzudämmen. Erklärtes Ziel von E-Bay hingegen ist es, Surfern die Möglichkeit zu geben, alle denkbaren Produkte untereinander zu handeln. Das Spektrum umfaßt über 1,56 Millionen verschiedene Posten, und bei jeder erfolgreichen Geschäftsanbahnung fällt E-Bay ein Obolus zu.

Immerhin zählt das Unternehmen zu den wenigen Companies, die mit einem reinen Internet-Geschäft schwarze Zahlen schreiben. Ursprünglich wollte E-Bay keine Begrenzungen im handelbaren Sortiment einführen, machte dann aber doch Zugeständnisse. So dürfen menschliche Schädel, benutzte Unterwäsche oder seit neuestem auch Waffen und Munition nicht mehr versteigert werden.

Inwieweit sich die Ermittlungen auf die geplante Beteiligung von AOL auswirken, ist noch nicht geklärt. Für den Online-Riesen gäbe ein Engagement bei E-Bay aber durchaus Sinn. Das Auktionshaus verfügt über zwei Millionen registrierte Nutzer, die im Schnitt 27 Minuten am Stück auf der Web-Site www.ebay.com verweilen - ein für das Internet ungewöhnlich hoher Wert. Bereits seit geraumer Zeit haben die Firmen ein Abkommen in Höhe von elf Millionen Dollar, das E-Bay erlaubt, Links auf speziellen AOL-Seiten zu plazieren.