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AOL lässt Betaversion von Netscape 8 vom Stapel

04.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - America Online hat mit Verspätung die erste öffentliche Betaversion des Browsers "Netscape 8" ins Netz gestellt. Ursprünglich wollte der Online-Dienst die Software bereits Mitte Februar zum Download zur Verfügung stellen. Ausgewählte Tester hatten seit November vergangenen Jahres die Möglichkeit, sich mit dem Programm zu beschäftigen.

Durch Klicken ins Bild öffnet sich ein kompletter Screenshot.
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Neben einer neuen Optik gibt es eine Reihe von Neuerungen, die das Surfen sicherer machen sollen. Dazu zählen Funktionen, die Nutzer vor bösartigem Code und Phishing schützen. Über "Site Controls" kann er selbst bestimmen, welchen Websites er wie viel Vertrauen schenkt. Die Software hält hierzu auch eine ständig aktualisierte Liste ("Trust List") von vertrauenswürdigen und verdächtigen Seiten vor. Darüber hinaus kann der Nutzer für jede URL festlegen, ob er Javascript und Active X zulassen möchte.

Mehr Spielraum bei der individuellen Anpassung bieten auch die Toolbar-Optionen. So können Surfer nun mehrere Toolbars kombinieren. Über "Form Fill" lassen sich Web-Formulare automatisch mit im Browser hinterlegten Daten füllen. Ebenso können Login-Informationen gespeichert werden. Dies ging zwar auch schon vorher, allerdings bietet die "Passcard" hier mehr Funktionen. Die sensiblen Anmeldedaten speichert der Browser verschlüsselt ab.

Daneben gibt es bekannte Features wie Tabbed Browsing und RSS-Feeds, die Firefox- und Opera-Nutzer schon lange kennen. In der Grundkonfiguration lädt der Browser beim Anlegen eines neuen Reiters die Homepage von Netscape.com. Dies lässt sich aber in den Einstellungen ändern, so dass der Tab auch leer bleiben kann oder eine andere, vom Benutzer gewählte Seite öffnet.

Dem Anwender stehen unterschiedliche Toolbars zur Verfügung, die er durch Anklicken kleiner, mit Nummern (1 bis 5) versehener Schaltflächen erreicht. Hier lassen sich auch eigene Toolbar-Inhalte hinterlegen.

Netscape setzt auf der Codebasis des von der Mozilla Foundation entwickelten Browsers Firefox auf, hat aber eine andere Oberfläche und verwendet für das Rendering von Web-Pages neben der Gecko- auch die IE-Engine von Microsoft, damit Anwender keine Probleme haben, auf Internet Explorer optimierte Seiten abzurufen. Dafür gibt AOL die Plattformunabhängigkeit der Software Preis, die wegen der integrierten Microsoft-Technik nunmehr nur noch unter Windows läuft.

Über das Menü Site Control (erreichbar auch über das Schutzschild-Symbol im Karteireiter der angezeigten Seite) kann der Browser-Bediener neben den beschriebenen Sicherheitseinstellungen auch festlegen, mit welcher der beiden Rendering-Engines er diese Inhalte angezeigt haben möchte. Wechselt man auf die Engine des Internet Explorer, weist Netscape auf die Sicherheitsprobleme mit dieser Software hin.

Microsoft hatte unlängst angekündigt, im Sommer eine weiterentwickelte Version 7 des Internet Explorer auf den Markt zu bringen. Zwar ist der Softwarekonzern im Browser-Geschäft noch Marktführer, sein Web-Client steht aber wegen zahlreicher Sicherheitslücken und veralteter Technik in der Kritik. Ursprünglich wollte Microsoft erst mit "Longhorn", dem Nachfolger von Windows XP, eine neue Browser-Technik auf den Markt bringen. (fn)