Regulierer untersuchen Dominanz des Providers

AOL erwägt Öffnung der Instant-Messaging-Services

23.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Wettbewerbshüter der amerikanischen Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) werfen zur Zeit ein Auge auf das Instant-Messaging-(IM-)Geschäft von America Online (AOL). Hintergrund ist die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner.

AOL führt mit den Diensten "AOL Instant Messaging" (AIM) sowie "ICQ" den IM-Markt an. Bisher hat sich das Unternehmen geweigert, seine Systeme für Konkurrenten zu öffnen. Wettbewerber hatten immer wieder Software entwickelt, die es Anwendern erlaubt, mit den Usern der Messaging-Services von AOL zu schwatzen (chatten). Branchenkenner erwarten, dass künftig auch Firmen sowie Außendienstmitarbeiter diese Werkzeuge in Anspruch nehmen werden. Nun will die FCC wissen, welche Bemühungen der Online-Dienst unternimmt, einen Standard für IM-Produkte zu entwickeln, und wie offen das System für die Nutzer konkurrierender Systeme ist. Zu den Mitbewerbern zählen Microsoft, Tribal Voice und Icast. Diese Untersuchung steht im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Merger von AOL und Time Warner.

Mit der Begründung, dies untergrabe den Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit der Anwender, hielt AOL bisher eisern am Ausschluss der Konkurrenz fest - möglicherweise nicht mehr lange. Das Unternehmen ließ der Internet Engineering Task Force (IETF) ein 18-seitiges Dokument zukommen, in dem beschrieben wird, wie das eigene IM-System mit denen der Wettbewerber zusammenarbeiten kann. Kritiker vermuten hinter dem Schreiben eine Finte AOLs, um die Regulierer gnädig zu stimmen. "Es kann ewig dauern, bis die im Vorschlag beschriebenen Verfahren realisiert werden", untermauert Ross Bagally, CEO von Tribal Voice, seine Vermutung, dass es AOL mit der Öffnung seines IM-Dienstes nicht allzu ernst meint.