AOL-CTO tritt wegen Datenleck zurück

22.08.2006
Time Warner hat nach der versehentlichen Veröffentlichung von Suchdaten den Rücktritt seiner Technikchefin akzeptiert und zwei weitere involvierte Mitarbeiter gefeuert.

Maureen Govern war erst im vergangenen September als Chief Technology Officer (CTO) von AOL eingestellt worden. Sie verlässt die Firma mit sofortiger Wirkung. Die Stanford-Absolventin hatte ihre Karriere im Jahr 1978 bei den Bell Labs begonnen und war laut "Wall Street Journal" später unter anderem für Motorola sowie als CTO des Abrechnungs- und Personalwesen-Dienstleister Convergys tätig gewesen.

AOL hatte vor kurzem "versehentlich" Suchdaten von 658.000 seiner Mitglieder in einem öffentlich zugänglichen Bereich eingestellt - was verständlicherweise einen Aufschrei von Datenschützern zur Folge hatte. Sowohl das World Privacy Forum als auch die Electronic Frontier Foundation haben sich bei der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) beschwert und eine formale Untersuchung des Vorfalls gefordert. Die zuständige Sparte war Govern unterstellt. Der Forscher, der die Daten veröffentlicht hatte und ein weiterer für das Projekt zuständiger Manager wurden gleichfalls fristlos vor die Tür gesetzt. John McKinley, President der AOL-Sparte Digital Services, übernimmt Governs Posten übergangsweise.

Die schlechte Publicity erwischt AOL zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Dem Unternehmen laufen die Kunden seit geraumer Zeit scharenweise davon. Der Mutterkonzern Time Warner hat deswegen beschlossen, die kompletten AOL-Dienste für Breitbandkunden frei zugänglich zu machen und hofft, die dadurch entfallenden Abonnementgebühren durch Online-Werbung wieder hereinzuholen. Das Access-Geschäft in Europa soll ebenfalls verkauft werden. Durch die Restrukturierung verlieren bis zu 5000 AOL-Mitarbeiter ihre Jobs. (tc)