Anwenderschulung/Weg mit dem Folienvortrag

14.06.1996

Schulungsanbieter müssen sich künftig etwas einfallen lassen, wenn sie mit Anwendern ins Geschäft kommen wollen. Obwohl die meisten Unternehmen viele Aktivitäten nach außen verlagern - Konzentration auf das Kerngeschäft heißt das heute - tun sie dies bei der Ausbildung eher zurückhaltend.

Die Erklärung ist ganz einfach - und sie wird von einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft bestätigt: Die Anwender sind mit dem externen Angebot nicht zufrieden. Dabei nennen sie immer wieder zwei Kritikpunkte:

-Das Angebot ist nicht bedarfsorientiert genug und wird den Anforderungen nicht gerecht.

-Die Qualität des Trainings läßt zu wünschen übrig, die Seminarhäuser verlangen zuviel Geld für zuwenig Leistung.

Firmen erwarten heute ein Training, das sich am betrieblichen Bedarf orientiert und praxisnah ausgelegt ist. Laut IW decken die externen Bildungsanbieter nur 20 Prozent der gesamten betrieblichen Weiterbildung ab. Die Akzeptanz jedoch steigt jedoch mit der Praxisnähe des Angebots. Lediglich die Hälfte der Befragten beurteilt thematisch organisierte "Katalogseminare" als gut.

Noch immer präsentieren sich die Schulungsanbieter so, wie es der Bildungs-Manager eines großen Medienkonzerns unlängst kritisierte. Da werden die Anbieter zur Präsentation geladen, und jeder Referent legt seine Folien auf. Wenn diesen Experten die firmenspezifischen Probleme geschildert werden, ziehen sie aus ihrer Mappe die nächste Folie. Immer wieder disqualifizieren sich die Anbieter, weil sie glauben, komplexe Organisationsveränderungen mit Hilfe von Standardlösungen in den Griff zu bekommen.

Genau das wollen die Anwender nicht - individuelle Schwierigkeiten mit Standardlösungen angehen. Welche Konsequenzen das hat, läßt sich an Hand einer Untersuchung der IHK München und Oberbayern zeigen. In einer Befragung war die Zahl derjenigen, die Lernprogramme selbst entwickeln doppelt so groß, wie die derjenigen, die sich von externen Firmen helfen lassen.

Die Konsequenz für die Bildungsanbieter kann nur sein, ihre Kunden endlich ernst zu nehmen und sich auf ihre jeweils individuellen Situa- tion einzustellen. Dazu aber bedarf es eines vielschichtigen Know-hows, das bei den meisten Instituten gegenwärtig nicht vorliegt.