Anwenderbericht: Firma Eichenauer, KandelPfalz Der Meister wird von Schreibarbeiten entlastet

25.03.1977

Um bei steigenden Anforderungen kein zusätzliches Personal für die Arbeitsvorbereitung und die Arbeitsverwaltung einstellen zu müssen, hat die Firma Eichenauer Anfang letzten Jahres ein EDV-System bestellt und im Laufe des Jahres installiert. Die Aufgaben des Systems sind: Verwaltung und Aktualisierung von Arbeitsplänen und Stücklisten, Lagerverwaltung, Auftragsabwicklung von vom Auftragseingang bis zur Rechnungsstellung und Nachkalkulation.

Zur Lösung dieser Aufgaben werden ein Nixdorf System 8870/6 mit Magnetplattenspeichern und Bildschirmen sowie ein Betriebsdatenerfassungssystem der Firma PCS, Peripherie Computer Systeme, München eingesetzt.

Eichenauer ist auf die Entwicklung und Fertigung von elektrischen Heizelementen spezialisiert, wie sie zum Beispiel in Toastern, Bügelgeräten, Lötkolben etc. verwendet werden. Das Unternehmen beschäftigt zirka 800 Mitarbeiter in zwei Werken und einem Verwaltungsbau.

Die Produktion ist sehr personalintensiv - trotz Einsatz modernster Arbeitsvorrichtungen. Die Auftragsabwicklung muß schnell und flexibel, um den täglich eintreffenden Aufträgen oder Auftragsänderungen der Kunden gerecht zu werden.

Über Bildschirmterminals in den Verwaltungsabteilungen werden im Dialogbetrieb laufend alle Änderungen bezüglich Auftragsabwicklung, Lagerbestände, Arbeitsvorbereitung und Finanzbuchhaltung eingegeben. Damit sind die zugehörigen Dateien immer auf dem neuesten Stand und es können von dem System derzeit umfassende, aktuelle und sichere betriebswirtschaftliche Informationen abgefragt werden.

Datenaustausch unter MSU1

Damit die Arbeiten zu den Aufträgen in den Fertigungsabteilungen zuverlässig und lückenlos verfolgt werden kennen, wird - wie gesagt - ein Betriebsdatenerfassungssystem von PCS eingesetzt. Es besteht aus einem Doppelprozessor, an den maximal bis zu 32 Terminals (Foto) angeschlossen werden können. Die Terminals sind ausgestattet mit einer 16stelligen alpha-numerischen Leuchtanzeige, Zehnertastatur, Funktionstasten und einem Ausweisleser. Zur Datenpufferung wird eine Floppy-Disk verwendet, auf der bis zu 4000 Auftragssätze gespeichert werden können. Aus Sicherheitsgründen wird ein Doppellaufwerk verwendet, damit bei Ausfall eines Laufwerkes oder Abnutzung einer Diskette keine Ausfallzeiten oder Datenverluste auftreten können. Das BDE-System steht über Modems und eine Standleitung von zirka 500 m mit der EDV-Anlage in ständigem Datenaustausch. Als Leitungsprozedur wird eine MSU1-Routine mit 2400 Baud gefahren.

Der Anschluß des zweiten 6 km entfernten Werkes mit einem gleichartigen BDE-System an die EDV-Anlage ist in Vorbereitung.

Frage- und Antwortspiel

Aufgabe des BDE-Systems ist es, auftragsbezogene Daten wie Auftragsnummer, Rüstzeit, Sollstückzeit, Stückzahl, Personalnummer des Arbeiters, Fertigungszeit, Beendigungsgrund etc. zu empfangen, zu erfassen, zu kontrollieren, zu verarbeiten und zu senden.

Die Erfassung der auftragsbezogenen Daten läuft im wesentlichen über den Meister oder den Werkstattschreiber einer Abteilung. Die Erfassung der Daten erfolgt durch eine Bedienerführung im Frage-Antwort-Spiel (Dialog). Bedienungsfehler werden durch Fehlerlampen oder Fehlermeldungen angezeigt. Bei Plausibilitätsverletzungen werden Warnungen ausgegeben. Fehlermeldungen und Warnungen müssen quittiert werden,

bevor mit der Dateneingabe fortgefahren werden kann.

Der Meister kann auf seinem Terminal Programme auswählen. Das wichtigste Programm für ihn ist das Programm zum An- und Abmelden von Aufträgen. Mit ihm können beispielsweise folgende Operationen durchgeführt werden:

- Anstempeln eines Auftrags: Ausweis des Arbeiters einlesen, Funktionstaste "ANSTEMPELN" betätigen, Auftragsnummer eintippen.

- Abstempeln eines Auftrags: Ausweis des Arbeiters einlesen, Funktionstaste "ABSTEMPELN" betätigen, Code für Beendigungsgrund eintippen, Stückzahl eintippen.

Damit nicht alle An- und Abmeldevorgänge über den Meister laufen müssen, gibt es Programme, bei denen die Arbeiter die Terminals bedienen. Diese Programme betreffen das Fortsetzen eines Auftrages bei Schichtbeginn und das Unterbrechen bei Schichtende. Bei diesen Operationen genügt das Einlesen eines Arbeitsausweises.

Freizügige Kommunikation

Zur Systemverwaltung und für Testzwecke können an jedem beliebigen Terminal weitere Programme aufgerufen werden. Das gesamte System ist so ausgelegt, daß ohne gerätetechnische Änderungen später die Arbeitszeiterfassung und damit eine automatische Lohnabrechnung durchgeführt werden kann.

Durch die sofortige Kontrolle der eingegebenen Daten wird die Betriebsdatenerfassung sehr sicher und es entfallen zeitraubende Rückfragen und Rekonstruktionen bei der Nachkalkulation. Der Meister wird von einem Großteil der bisher notwendigen Schreibarbeiten entlastet. Durch den Soll-Ist-Vergleich kann die Kalkulation laufend überprüft und eventuell korrigiert werden.

Das BDE-System läuft ohne Systembedienungskonsole. Es gibt lediglich einen Schlüsselschalter, mit dem das System eingeschaltet und hochgefahren wird. Ein solcher Neustart wird auch bei Netzausfall automatisch durchgeführt, wobei gleichzeitig die Daten beider Disketten miteinander verglichen werden und bei Unterschieden auf den gleichen Stand gebracht werden. Dieser automatische Kopiervorgang wird ausgenutzt beim Auswechseln einer Diskette. Man schiebt lediglich eine unbeschriebene Diskette in das Laufwerk und veranlaßt einen Neustart.

Für die programmtechnische Realisierung werden 32 K Byte-Speicher (Halbleiterspeicher, teils PROM, teils RAM) und für jedes angeschlossene Terminal zusätzlich 400 Byte benötigt.

*Werner Nuß ist Hauptabteilungsleiter Betriebsabrechnung und EDV bei der

Fa. Eichenauer