Trotz Begriffsverwirrung klare Bekenntnisse

Anwender planen das Client-Server-Zeitalter

14.05.1993

Auf der Suche nach neuen DV-Maerkten wollte die Information Builders Deutschland GmbH wissen, was denn nun dran ist am beschworenen Client-Server-Gerede. Sie gab eine Marktuntersuchung in Auftrag und kam dabei zu einem erstaunlichen Ergebnis: 95 Prozent der deutschen Grossanwender geben an, sich mit Client- Server-Konfigurationen gut auszukennen. Um sich nicht fehlende Objektivitaet vorwerfen lassen zu muessen, liess das Unternehmen bei der Befragung die eigenen Kunden aussen vor.

Nahezu die Haelfte (45 Prozent) der 100 befragten Grossanwender sieht einen aktuellen Handlungsbedarf und informiert sich daher fortlaufend ueber neueste Trends. Aus eigener Erfahrung koennen bereits heute 22 Prozent ueber Vor- und Nachteile von Client-Server berichten.

Auf die Frage, welche Leistungen eine Client-Server-Architektur biete (Mehrfachnennungen waren moeglich), nannten 60 Prozent die Verfuegbarkeit eines Rechnernetzes, in dem eine uebergreifende Prozess-zu-Prozess-Kommunikation stattfindet. Fast ebenso viele (59 Prozent) erwarten idealerweise die Errichtung einer komplett integrierten DV-Struktur auf der Basis verteilter Datenbanken.

Fuer 48 Prozent liegt die Client-Server-Philosophie in der "Realisierung eines umfassenden Datenbankverbundes", und 23 Prozent gaben an, sie verstuenden darunter die Vernetzung diverser DV-Systeme via Up- and Download. Nur fuenf Prozent stellen sich Client-Server als Moeglichkeit vor, ueber Terminalemulationen von PCs und Minicomputern auf den Host zugreifen zu koennen.

Das Interesse an Client-Server-Architekturen geht einher mit konkreten Plaenen, die DV insgesamt zu restrukturieren. So planen mehr als zwei Drittel der befragten Grossunternehmen, ein neues Betriebssystem einzufuehren. Von 69 Umstiegswilligen wollen 40 auf Unix, 17 auf OS/2 und zehn auf Windows NT wechseln.

Downsizing ist fuer knapp 80 von 100 Anwendern interessant. Dieses Ergebnis deckt sich mit dem Resultat einer Erhebung, die das Marktforschungsinstitut IDC Deutschland GmbH soeben veroeffentlicht hat. Nach der Information-Builders-Untersuchung haben bereits zehn Prozent der Anwender aktiv Downsizing-Projekte durchgefuehrt. Fuer weitere 20 Prozent ist dies ein "topaktuelles Thema". Immerhin 30 Prozent wollen sich mittelfristig - binnen der naechsten zwei Jahre - damit befassen, und 18 Prozent geben Downsizing als Fernziel an.

Jeder Dritte wird zweigleisig fahren

Die Unternehmen, die mit Downsizing-Massnahmen beschaeftigt sind oder diese bereits hinter sich haben, integrieren zum ueberwiegenden Teil (51 Prozent) ihre bestehenden Systeme in die neue Struktur. Gut ein Drittel der Anwender geht davon aus, laengerfristig zweigleisig zu fahren, und nur zehn Prozent haben sich fuer eine komplette Systemerneuerung entschieden.

Die Marktforscher wollten auch wissen, welche Erwartungen die Anwender mit Downsizing und der Einfuehrung von Client-Server- Architekturen verbinden. Hoffnungen werden demnach vor allem an das einfachere System-Handling geknuepft. Zudem rechnen die befragten DV-Chefs mit geringeren Hardwarekosten, guenstigeren Rechenzeiten und einer groesseren Invstitionssicherheit bezueglich der eingesetzten Software.

Probleme beim Umstieg auf eine Client-Server-Umgebung werden dagegen vor allem beim Datenzugriff erwartet. Gegenwaertig arbeiten die meisten Grossanwender mit VSAM (67 Prozent), DB2 (37 Prozent), Oracle (36 Prozent) und IMS (29 Prozent). Skeptisch sehen die Anwender auch die hohen Umstellungskosten, die auf sie zukommen, das erhoehte DV-Sicherheitsrisiko und den zu erwartenden Schulungsaufwand.