Anwender muessen aus grossem Angebot waehlen Superserver etablieren sich jetzt und zeigen ihre Besonderheiten

04.03.1994

MUENCHEN (kk) - Anders als PCs oder Workstations, die eine bestimmte einheitliche Klasse von Rechnern darstellen, ist der Begriff des PC-Servers oder Superservers nicht eindeutig definiert. Mit fortschreitender Entwicklung dieser Rechnergattung kristallisieren sich unterschiedliche Server-Systeme fuer die verschiedenen Anwendungen heraus.

Gemeinsam ist den Superservern, dass sie ueber mehr als eine CPU verfuegen. Nur in der Fruehzeit der PC-Vernetzung statteten einige PC-Hersteller ihre Modelle mit mehr Hauptspeicher, schnellen und hochkapazitativen Festplatten aus und nannten ein solches System Server. Mittlerweile reicht fuer die meisten Unternehmen so eine Art Super-PC nicht mehr aus.

Werden Abteilungen vernetzt oder gar Mainframes durch eine flexible Client-Server-Loesung ersetzt, enstehen besondere Erfordernisse, was den "Zentralrechner" angeht. Neben einer hohen Verfuegbarkeit und Zuverlaessigkeit der Systeme benoetigen die Anwender Funktionen fuer das System-Management. Auf diesem Gebiet sind die Superserver noch unvollkommen, hier liegt ein Entwicklungspotential fuer die Hersteller.

Die Anwender lernten mit der Zeit, dass einige Superserver fuer das Upsizing von Applikationen besser geeignet sind, andere mehr Funktionalitaet fuer das Down- und Rightsizing oder Datenbank- Applikationen bieten.

Die kalifornische Auspex Systems Inc. beispielsweise hat sich auf das Marktsegment der Network-Fileserver fuer Workstations spezialisiert. Peter Weger, Geschaeftsfuehrer der deutschen Auspex- Niederlassung, grenzt seine Firma gegen die Konkurrenz aus dem PC- Lager ab: "Im dedizierten Unix-Fileserver-Markt ist die Konkurrenz nicht sehr gross. Hier sind Sun, HP und vielleicht noch Silicon Graphics zu nennen. Hinzu kommen noch die 'aufgebohrten' Workstations, die mit hoeherer Plattenkapazitaet und mehreren Prozessoren ausgeruestet sind."

Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die Methoden wie symmetrisches oder paralleles Multiprocessing einsetzen, verwenden die Ingenieure aus Santa Clara fuer ihre Rechner das asymmetrische Multiprocessing.

Weger erklaert, warum man sich fuer diese Loesung entschied: "Auspex wollte den schnellsten und besten Fileserver bauen, und dafuer ist die asynchrone Verarbeitung am besten geeignet, da vor allem sequentielle Zugriffe auf den Server erfolgen. Parallele Aufgaben wie etwa bei Datenbankanfragen, wo gleichzeitig Anfragen gerechnet und bearbeitet werden muessen, treten kaum auf."

Fuer eine hohe Zuverlaessigkeit und Verfuegbarkeit benutzt Auspex die patentierte Functional Multiprocessing Architektur (FMP). NFS wurde dabei aus dem Unix-System entfernt und auf die FMP- Architektur verteilt. Durch diese proprietaere Firmware- Implementierung werden die vielen Systemabstuerze vermieden, die man sonst von Unix her kennt.

Im Gegensatz zu den Auspex-Servern arbeiten die Prozessoren der meisten anderen Server-Systeme nach dem symmetrischen Multiprocessing-Verfahren (SMP). Hierzu gehoert das Sparc-Center 2000 von Sun Micro-systems, ebenfalls eine Unix-Maschine mit Sparc-Microchips. Hier kommt die veraenderte Geschaeftspolitik des Workstations-Spezialisten zum Tragen, der sich heute als Generalist begreift und im kommerziellen Umfeld etablieren will.

Ebenfalls eine Klasse fuer sich stellen die Systeme der Hersteller Netframe Systems Inc., Tricord Systems Inc., Sequent oder Pyramid da. Die Rechner dieser Hersteller benutzen zwar Intel-Prozessoren, sind aber aufgrund des Systemdesigns - und auch der Kosten - nicht mit den PC-Servern zu vergleichen.

Auf dem Markt der PC-Server, also Mehrprozessorrechner mit 486- oder Pentium-Chips, tummeln sich viele Anbieter: AST Research, Compaq Computer, Data General, Dell Computer, Olivetti oder IBM kaempfen um die Gunst der Kunden. Jedoch gibt es auch bei den Intel-basierten Superservern unterschiedliche Architekturansaetze.

Netframe beispielsweise nutzt das parallele Multiprocessing, bei dem individuelle Applikationsprozessoren unabhaengig voneinander arbeiten. Jede Applikation benutzt ihren dedizierten Prozessor. Dabei unterstuetzt Netframe unterschiedliche Betriebssysteme innerhalb eines Rechners.

Zuverlaessigkeit der Systeme ist fuer die Anwender wichtig

Die Powerframe-Server von Tricord arbeiten mit dem symmetrischen Multiprocessing, bei dem eine Applikation auf alle Prozessoren verteilt werden kann. Insbesondere bei rechenintensiven Anwendungen wie grossen Datenbanken oder der Groupware Lotus Notes ergeben sich damit Geschwindigkeitsvorteile. Tricord, die mit den Enterprise-Systemen eine Alternative zu Mainframe-Rechnern schaffen will, bemueht sich, eine Forderung der klassischen DV zu erfuellen: Die Frage der Zuverlaessigkeit bei Mission-critical- Applikationen. Auch Sequent nutzt fuer die kleineren Modelle der Winserver die Tricord-Technik.

Auf der Networks Expo in Boston gaben die Tricord-Manager eine Allianz mit Network Specialists Inc. (NSI) bekannt, wonach NSIs Redundancy Netware Loadable Module (NLM) auf den Powerframe- Superservern ablaufen wird. Diese Funktion stellt sicher, dass bei fehlerhaften Netzwerk-Schnittstellen-Karten automatisch eine andere Karte die Aufgaben uebernimmt.

Compaq tritt auch hier als Preisbrecher auf

Fuer den Anwender stellt sich damit die Frage, fuer welche Aufgaben er einen Superserver einsetzen will. Nicht zuletzt werden wohl die Anschaffungskosten kritisch geprueft. Und da gibt es erhebliche Unterschiede. Compaq beispielsweise tritt auch in diesem Markt als Preisbrecher auf und zwingt andere Anbieter, ihre Preisstruktur zu ueberdenken. Auch die Ausgaben fuer Ausbau und Erweiterung eines Systems spielen eine Rolle. Gegenueber Mainframe- oder Midrange- Systemen ergeben sich bei Superservern in jedem Fall Kostenvorteile, da die Anwender hier auf Standardkomponenten zurueckgreifen koennen.