Bugs im Commerce Server verprellen Anwender

Anwender kritisieren schlechte Qualitaet der Netscape-Hotline

01.03.1996

Die Protestwelle der Anwender trifft die Company zu einem aeusserst unguenstigen Zeitpunkt, denn Softwareriese Microsoft ist aus seinem Internet-Schlaf erwacht und heizt Netscape mit dem "Internet Information Server" maechtig ein. So haben nach Angaben von Microsoft bereits in der ersten Woche ueber 21000 Anwender den kostenlosen Internet Information Server von Microsofts Web-Server heruntergeladen. Fuer Netscapes Commerce Server muessen die User dagegen 1295 Dollar berappen. Entsprechend hart ist auch die PR- Schlacht, die sich beide Unternehmen auf ihren Homepages im WWW liefern.

Kein Wunder, dass die Net- scape-Anwender empfindlicher auf Probleme und Bugs reagieren als bei einem Tool, das kostenlos erhaeltlich ist.

So berichten mehrere User von mysterioesen Abstuerzen der NT- Variante von Netscape. Dabei konnten sich manche Nutzer schon fast auf die Absturzzyklen verlassen, wie im Falle einer Net- scape- Site in Kentucky, bei der alle drei Stunden der Server neu hochgefahren werden musste.

Doch noch mehr als die Softwareprobleme aergert die Anwender der Support. Tony Ray, ein Programmierer bei Cactus International Inc., musste ebenso wie andere Anwender veraergert feststellen, "dass Netscape keine Bugs zugibt". Zudem, so Ray weiter, zeige die Company wenig Interesse, den Usern mit Upgrades oder Patches weiterzuhelfen. Derart enttaeuscht, will der Programmierer mittlerweile seinen Supportvertrag mit Netscape aufloesen, zumal die Hilfeleistung meist aus Schweigen bestanden habe.

Erste Anwender kehren Netscape den Ruecken

Bei Netscape haelt man dagegen, dass die Hotline staendig erweitert werde. Bereits heute arbeiten, wie es heisst, 100 der 700 Mitarbeiter im Support. Zudem sei der eigene WWW-Server mit rund 45 Millionen Zugriffen pro Tag der beste Beweis dafuer, dass die Server-Software stabil laufe. Allerdings handelt es sich hierbei um die Unix-basierte Version des Commerce Server und nicht um das davon abgeleitete NT-Derivat.

Ob es dem Unternehmen gelingt, die Anwender bei der Stange zu halten, erscheint fraglich. Die United Video Satellite Group in Tusla hat aus dem unbefriedigenden Support bereits Konsequenzen gezogen: Sie migrierte auf Microsofts Internet Information Server.