Anwender kritisieren Microsofts 32-Bit-Betriebssystem Sequent stoesst mit NT-basierter Hardware auf Absatzprobleme

15.04.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Die Entscheidung der Sequent Computer Systems Inc., als einer der ersten Hardware-Anbieter auf Windows NT zu setzen, hat sich bisher kaum rentiert. Marktforscher sprechen von klaeglichen Verkaufszahlen.

Vor ueber einem Jahr hatte sich Sequent zu dem Schritt entschlossen, Microsofts High-end-Betriebssystem Windows NT zusammen mit einer Hardwarepalette auszuliefern. Die Strategie des NT-Pioniers entpuppt sich nun jedoch als verfehlt: Analysten beziffern die Einnahmen von Sequent durch die NT-basierte "Winserver"-Produktlinie auf ganze zehn Millionen Dollar - bei einem Gesamtumsatz von etwa 354 Millionen Dollar.

Sequents Absatzschwierigkeiten laufen den urspruenglich hochgesteckten Erwartungen zuwider. Das Unternehmen hatte sich von der NT-Strategie eine regelrechte Nachfragewelle erhofft, erklaerte ein Sequent-Sprecher gegenueber der CW-Schwesterpublikation "Computerworld".

Anwender schieben den Schwarzen Peter sowohl Windows NT und damit Microsoft als auch Sequent zu. Einerseits muesse sich Sequent aufgrund nicht ausreichend ueberdachter Produktpolitik, die vor allem zu hohen Preisen gefuehrt habe, den schlechten Verkauf selbst zuschreiben. Andererseits stagniere der Markt fuer High-end- Systeme.

Die Taco Bell Corp. beispielsweise ist nicht gut auf Windows NT zu sprechen. Der urspruengliche Plan, einen Winserver mit 16 Prozessoren unter NT einzusetzen, sei laengst aufgegeben, berichtet Rick Smith, Account Consultant bei Taco Bell. Das DV-Management ueberlege nun, ob kuenftig ein Unix- oder ein Mainframe-System den Anforderungen gerecht werden solle. Ein Grund dafuer ist, so Smith, dass Windows NT derzeit noch keine Protokollierungen in High-end- Multiprozessor-Konfigurationen durchfuehren kann.

Auch Maengel bei wichtigen Applikationen wie Lohn- und Gehaltsabrechnungen sorgen fuer NT-Beruehrungsaengste bei Taco Bell. "Bei Finanzangelegenheiten bleibt keine Zeit fuer Spielereien mit einer neuen Technologie", unterstreicht der Account Consultant.

Auch Mike Higgins, Technical Support Manager bei Byer California, San Franzisko, straeubt sich vehement gegen einen NT-Einsatz: "Der Tag, an dem NT in diesem Unternehmen laeuft, wird der Tag sein, an dem mich hier keiner mehr sehen wird." Fuer Higgins ist NT nichts weiter als ein Desktop-Betriebssystem mit gravierenden Maengeln im Server-Bereich.