Standards und neutrale Plattformen fehlen

Anwender können Cloud Services noch nicht monetarisieren

24.05.2011
Es gibt kaum noch Zweifel daran, dass Cloud Computing das dominante Delivery-Modell der Zukunft wird. Doch Anwender sollten noch nicht damit rechnen, mit eigenen Cloud Services, Entwicklungskosten refinanzieren zu können.

Cloud Computing und Cloud Services erwecken einen alten Traum von IT-Anwendern zu neuem Leben: selbst entwickelte Services und Lösungen am Markt anzubieten und so zumindest einen Teil der eigenen IT-Ausgaben zu refinanzieren. Schon in den 80er und 90er Jahren hatten sich einige große IT-Abteilungen von Anwendern im sogenannten Drittgeschäft versucht. Die meisten scheiterten. Sie bekamen die unterschiedlichen Anforderungen von internen und externen Kunden nicht unter einen Hut. Außerdem unterschätzten sie den Aufwand für einen eigenen Vertrieb und Marketing.

Im Zuge der Diskussion um Cloud Computing wecken die Protagonisten dieser neuen Delivery-Welt erneut die Hoffnung auf den Weiterverkauf von Services durch Anwender. Und dieses Mal soll es nicht so kompliziert werden. Statt individuelle Lösungen und RZ-Services mühsam an den Mann zu bringen, lasse sich ein hochstandardisierter Cloud Service relativ simpel über sogenannte Monetarisierungsplattformen oder Appstores verkaufen.

Doch so einfach lassen sich Träume nun einmal nicht realisieren. Schließlich kann man auch einen standardisierten Servicenur dann anbieten, wenn die notwendigen Standards bereits etabliert sind, das ist im Cloud Computing jeoch noch nicht durchgehend der Fall. Neutrale Monetarisierungsplattformen fehlen ebenfalls. Die heutigen Stores von Google, Microsoft oder Salesforce setzen zwingend die Nutzung der jeweiligen Anbietertechnik voraus. An die rechtlichen Voraussetzungen müssen Anwender, die ihre Services anderen verkaufen wollen, ebenfalls denken - da sind Funktionen, Verfügbarkeiten und SLAs zu garantieren. Wer in nennenswerter Weise Services verkaufen möchte, muss schlussendlich auch in Cloud-Zeiten in Marketing und Vertrieb investieren.

Vielleicht etabliert sich in Zukunft tatsächlich einmal so etwas wie ein freier Service-Markt, der unabhängig von den großen Spielern im Softwaremarkt funktioniert, aber im Moment handelt es sich um eine Fatamorgana. Anwender sollten zurzeit keinesfalls darauf setzen, die Ausgaben für die Entwicklung eigener Cloud-Services durch den Weiterverkauf an Dritte auch nur teilweise refinanzieren zu können.

Foto: stumhayew
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