Anwender formieren sich im AIT-Projekt Fertigungsindustrie verfasst Pflichtenheft fuer DV-Hersteller

26.11.1993

MUENCHEN (CW) - Fuehrende europaeische Luftfahrt- und Automobilunternehmen wollen DV-Hersteller dazu bringen, sich mehr um die Interessen der Anwender zu kuemmern. Zu diesem Zweck wurde die sogenannte AIT-Initiative (Advanced Information Technology) ins Leben gerufen. In der nun begonnenen Pilotphase sollen zunaechst IT-Anforderungen und De-facto-Standards formuliert werden.

Trotz gegenteiliger Beteuerung seitens der Softwarehersteller scheint die Luecke zwischen dem Bedarf an praxisbezogener DV- Ausstattung bei Grossanwendern und dem derzeitigen Produktangebot immer noch gross zu sein. Eine von der Londoner "Financial Times" initiierte Umfrage dokumentiert den Missmut vieler Industrieunternehmen - besonders, was die Kompatibilitaet neuer Hard- und Software zu bereits vorhandenen Systemen angeht.

Ein weiterer Vorwurf gilt der mangelnden Bereitschaft der Software-Industrie, getaetigte Investi- tionen zu schuetzen. Bereits 1992 haben sich unter Federfuehrung von Daimler-Benz 17 Unternehmen aus sechs europaeischen Laendern zusammengeschlossen.

Darunter befinden sich nahezu alle Groessen der Automobil- und Luftfahrtbranche. Sie wollen der Forderung nach leistungsfaehigeren und vor allem durchgaengigeren Informationstechniken mehr Nachdruck verleihen. Gerade in der Fertigungsindustrie gelte es, die Interessen der Anwender zu staerken, da die User-Gemeinde bislang immer noch schwaecher organisiert sei als die der Systemhersteller, so Peter Roos, der bei Daimler-Benz fuer das Projekt arbeitet.

Das geplante AIT-Gesamtprojekt soll sich ueber sechs Jahre erstrecken. Der Themenkreis umfasst innovative Werkzeuge fuer die Bereiche Konstruktion und Fertigung sowie Concurrent Engineering und Logistik. Die 18monatige Pilotphase wird mit umgerechnet rund 48 Millionen Mark veranschlagt, von denen die EG im Rahmen ihres eher anwendungs- und praxisorientierten Forschungsprogramms "Esprit" voraussichtlich die Haelfte uebernehmen wird.

Die Pilotphase gliedert sich grob in drei Abschnitte: Waehrend der ersten sechs Monate wollen die IT-Anwender ihre dringlichsten Probleme analysieren und identifizieren. Dazu gehoert die Eroerterung von Schwachstellen, beispielsweise mangelnder Datenintegration oder fehlender uebergeordneter Prozess-Management- Systeme.

Den zweiten Abschnitt bildet eine Konsensphase, in der das Konsortium eine branchenuebergreifende optimierte Prozessunterstuetzung und die dafuer notwendigen Werkzeuge beschreibt. Diese Vorschlaege sollen dann Herstellern von Schluesselprodukten im System- und CAx-Bereich unterbreitet werden, um die Konzepte gemeinsam auf ihre Durchfuehrbarkeit hin zu ueberpruefen. In der letzten Phase wird der Uebergang von der Theorie zur Praxis eingeleitet: Es sollen demonstrationsfaehige Versionen entstehen, die sich frei konfigurieren lassen und dem Prinzip offener Systeme entsprechen.